Eine beliebte Frage von Musikjournalisten an Bands ist immer: „…und woher kommt Euer Bandname?“ Zu Recht, denn es ist ja ziemlich interessant, warum die Beatles Beatles heißen und die Rolling Stones eben Rolling Stones. Hier geht es heute um Bands, die sich nach Orten in Großbritannien benannt haben – hättest Du alles gewusst?

  1. Portishead
  2. Sie sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass Trip Hop Mitte der Neunziger Jahre ein richtig großes Ding wurde und Beth Gibbons melancholische Stimme gehört immer noch zu den einzigartigsten in der zeitgenössischen Populärmusik. Die Band war maßgeblich beteiligt am Bristol Sound und verschaffte der Stadt den Ruf als Wiege des Trip Hop. Es war jedoch nicht Bristol, sondern das kleine Städtchen Portishead in Somerset, das als Grundlage für den Bandnamen diente. Bandgründer Geoff Barrow erhielt den Spitznamen „the guy from Portishead“, während er bei Massive Attack im Studio jobbte, als die gerade ihr erstes Album aufnahmen. Der Rest ist Geschichte.

  3. Bush
  4. Nein, die Band um Frontmann Gavin Rossdale hat sich nicht nach zwei ehemaligen amerikanischen Präsidenten benannt. Die Musiker lebten im Londoner Stadtviertel Sheperd’s Bush und hier war es auch, wo sie Anfang der Neunziger ihren ersten Auftritt hatten. Und mehr Worte über Bush will ich hier nicht verlieren, denn wie kann man a) Gwen Stefani betrügen und dann b) medienwirksam mit Sophia Thomalla rummachen?

  5. Idlewild
  6. Die schottische Band Idlewild war immer schon ein bisschen anders. Von vier Studenten 1995 in Edinburgh gegründet waren Idlewild etwas lauter, unmelodiöser und unvorhersagbarer als viele Bandkollegen im Alternative-Rock-Genre. Vor allem die Live-Auftritte sind legendär, weshalb das Suffix „-wild“ ganz gut in den Namen passt. Tja, der Name: Benannt wurde sich nicht nach dem gleichnamigen amerikanischen Flughafen (den wir heutzutage als JFK Airport kennen), sondern nach dem ungleich idyllischeren, fiktiven Ort aus L.M. Montgomery’s Anne of Green Gables. Eine kuriose Vorstellung, dass aus dieser Lektüre so ein Sound entsteht – ich mag’s. Übrigens: Wer Idlewild einmal live sehen will, der sollte sich beeilen: am 27. Mai haben sie einen ihrer mittlerweile sehr seltenen Auftritte beim Hidden Door Festival in Edinburgh.

  7. Soho
  8. Teens der Neunziger Jahre, kennt ihr Soho noch? Ein typisches One-Trick-Pony, das mit Hippychick seinen größten und wohl auch einzigen großen Hit landete. Der war aber auch ziemlich geil, mit einem Sample vom genialen The Smith’s Song How soon is now, über eine Soul II Soul Bassline drübergelegt. Soho benannten sich nach dem gleichnamigen Vierteil in London, dessen Namensherkunft übrigens auch nicht eindeutig belegt werden kann – ganz im Gegensatz zum New Yorker Soho, das „South of Houston (Street)“ bedeutet.

  9. Oasis
  10. Wer Oasis ist, das muss ich hier ja hoffentlich niemandem erzählen. Um die Namensgebung ranken sich jedoch Legenden. Die einen legen ihre Hand dafür ins Feuer, dass sich die Band von Noel und Liam Gallagher nach einem Freizeitzentrum im englischen Swindon benannt haben, andere schwören darauf, dass der Bandname von einem Nachtclub im australischen (!) Manchester entliehen wurde.

  11. The Holloways
  12. Weitaus weniger bekannt als Oasis sind The Holloways. Dabei schaffte es das Quartett aus dem Norden Londons immerhin fünfmal auf Platz 1 der UK Indie Charts. Seit dem letzten Album von 2009, Jukebox Sunshine, ist im Studio nichts mehr passiert. Ihren gefeierten, sehr emotionalen Abschiedsgig gaben sie 2011 in dem Viertel, nach dem sie sich benannt haben: Holloway, gelegen im trendigen Bezirk Islington.

  13. East 17
  14. Als East 17 so richtig groß wurden, war ich eigentlich schon ein bisschen zu alt für eine Boyband. Mein Herz schlug damals auch schon für Nirvana und Co., House of Love von East 17 fand ich aber trotzdem ziemlich gut. Der Hype um die Anti-Take-That-Band war heftig, aber kurz, und endete mit dem Drogenskandal von Fronsänger Brian Harvey. Ihren Namen hat die Band aus ihrer Hood entnommen: East 17 ist die Postleitzahl für die Londoner Gemeinde Walthamstow, aus der die Bandmitglieder stammen, und nachdem sie wiederum ihr Debütalbum benannten.

  15. London Grammar
  16. Mit Hey Now und Wasting my Young years schafften es die Sängerin Hannah Reid und der Gitarrist Dan Rothman mit einem Schlag von der Coverband zum nächsten Indie-Hype. Gemeinsam mit dem Schlagzeuger Dot Major versuchen sie seitdem, aus der Geheimtipp-Ecke herauszukommen. Ein zweites Album steht noch aus, nach dreijähriger Pause gibt es aber seit diesem Jahr immerhin zwei neue Singles. Benannt haben sie sich schlicht und einfach nach der britischen Hauptstadt, wobei es für den Zusatz „Grammar“ keinen Grund gibt, außer dass sich die Kombination beider Worte gut anhört.

  17. All Saints
  18. 1997 schenkte mir mein Bruder zu Weihnachten die CD All Saints der gleichnamigen Band. Er wusste um mein Faible für Girlgroups. Während ziemlich zeitgleich die Spice Girls die Welt eroberten, mochte ich die Band um die beiden Appleton-Schwestern Nicole und Natalie immer einen Ticken lieber. Die Lyrics etwas classier, die Outfits bei weitem. Und natürlich gewann Nicole Appleton noch deutlich Punkte auf meiner Coolness-Scala, als sie von Robbie Williams zu Liam Gallagher wechselte. All Saints benannten sich nach der All Saints Road in Ladbroke Grove, einer Gegend nördlich von Notting Hill. Hier lag das Tonstudio, in dem All Saints ihr erstes Album aufnahmen.

  19. Dover
  20. Die letzte Band hat sich klammheimlich in diese Liste geschlichen. Denn, obwohl es der Name in keinster Weise erahnen lässt, kommen Dover nicht aus Großbritannien, sondern aus Madrid. Dort haben sie seit ihrem Debüt Mitte der Neunziger Jahre eine steile Karriere hingelegt, bis sie 2006 einen fatalen Fehler machten: den radikalen Stilwechsel von Indie und Alternative zu poppigem Electro haben ihnen ihre Fans nie richtig verziehen. Man liest oft, dass sich Dover nach der englischen Hafenstadt am Ärmelkanal benannt haben, und im Sinne dieser Liste könnte ich das auch so stehenlassen. Fake News sind aber sowas von vorgestern, deshalb ein klammheimliches PS: tatsächlich hat sich Dover nach einer Kleidermarke benannt, die die Mutter der Sängerin in ihrem Geschäft verkauft hat.

Wen habe ich vergessen? Kennst Du noch andere Bands, die sich nach realen oder fiktiven Orten in Großbritannien benannt haben?