Wie feiern die Briten das Osterfest? Was isst man in England zu Ostern? Wie in vielen Ländern gibt es auch in Großbritannien christliche wie nichtchristliche Ostertraditionen. Die britischen Kinder glauben genauso wie die deutschen an den Osterhasen, der die Eier versteckt, daneben gibt es noch weitere, teilweise sehr skurrile Bräuche, die dem Ruf der Briten als Exzentriker alle Ehre machen. Und natürlich ist auch das Osteressen ein großes Thema. Eine Übersicht über Ostertraditionen und Bräuche in Großbritannien.

Gründonnerstag – Maundy Thursday

Der „Maundy Thursday“ in Großbritannien hat seinen Ursprung in der Rede, die Jesus am Gründonnerstag hielt, nachdem er seinen Jüngern die Füße wusch. Schon seit dem 13. Jahrhundert nehmen die britischen Royals an Royal-Maundy-Zeremonien teil. Um an Jesus‘ demütiges Handeln zu erinnern, wurden seitdem Geld und Geschenke an die Armen verteilt. Unter Henry IV entwickelte sich der Brauch, die Anzahl der Beschenkten dem Alter des Herrschers anzupassen und seitdem ist die Zeremonie als „Royal Maundy“ bekannt.

Während in vergangenen Jahrhunderten den Armen zudem wie zu Jesus Zeiten die Füße gewaschen wurden, geriet dieser Teil des Maundy Thursday mehr und mehr in den Hintergrund. Heute erhalten Personen, die sich durch ihre Dienste im Sinne des Christentums ausgezeichnet haben, zwei Ledergeldbörsen, eine rote und eine weiße. In der weißen Geldbörse befinden sich britische Pfund, die rote Börse enthält „Maundy coins“, und zwar genau so viele wie die Anzahl der Jahre, die die Queen auf diesem Planeten verweilt. In 2022 sind das also 95 Münzen, nicht schlecht, oder?

Karfreitag – „Good Friday“ im Zeichen der Petersilie

Es heißt, der Karfreitag sei ein besonders guter Tag, um Petersilie zu pflanzen. Dieser auch in Großbritannien bekannte Osterbrauch geht auf eine Legende zurück, nach der Petersilie dazu geeignet ist, das Böse zu bekämpfen. Warum Petersilie diese Superpower zugesprochen wird? In alten Zeiten glaubte man, dass das Petersilienkraut bevor es keimt, sieben Mal in die Hölle und zurück ging. Heutzutage dient Petersilie wohl eher dazu, den Knoblauchatem nach einem ausgiebigen Osteressen zu beseitigen, aber hey, man kann ja nie wissen.

Ostereier bemalen

Ostereier machen auch in Großbritannien einen wichtigen Teil des Osterfests aus. Wie in anderen Kulturen sind sie auch in Großbritannien ein Symbol für Wiedergeburt. Hättest Du gewusst, dass die Beliebtheit des Ostereiermalens König Edward I von England zu verdanken ist? 1920 gab er das Bemalen von 450 Ostereiern in Auftrag und seitdem ist dieser Osterbrauch auch in Großbritannien nicht mehr wegzudenken.

Ostermontag Traditionen in Großbritannien

Osterparaden

In Großbritannien ist es zu Ostern Tradition, dass die Kinder in der Schule bunte Kopfbedeckungen aus Papier herstellen. Am Ostermontag werden diese Hutkunstwerke dann in einer Osterparade durch die Stadt oder das Dorf vorgeführt.

Ostereier suchen – Easter egg hunt

Ostermontag ist in Großbritannien der Tag des „easter egg hunt.“ Hier suchen die Kinder nach den Eiern, die der Osterhase versteckt hat.

Eierrollen – Egg rolling

In manchen Gegenden Großbritanniens ist das traditionelle „egg rolling“ auch heute noch sehr beliebt. Dabei lässt man die gekochten Ostereier von einem kleinen Hügel herunterrollen – das schnellste Ei gewinnt. In Deutschland hat das Eierrollen in manchen Gegenden ebenfalls Tradition und ist als „Ostereierschieben,“ „Eiertrudeln“ oder „Eierpecken“ bekannt.

Ostereiertitschen – Egg jarping

Im Nordosten Englands praktiziert man das „Egg Jarping“, bei der zwei hart gekochte Eier aufeinander gestoßen werden und wobei das Ei verliert, dessen Schale dabei kaputt geht. In Peterlee in der Grafschaft Durham im Nordosten Englands findet zu Ostern sogar die Egg Jarping Weltmeisterschaft statt. Wenn Du aus dem Rheinland oder aus Bayern stammst, kommt Dir dieser Brauch vielleicht bekannt vor – als „Ostereiertitschen“ oder als „Eierpecken“.

Nutter’s Dance

Jedes Jahr am Osterstonntag findet in der kleinen Stadt Bacup in Lancashire der „Nutter’s Dance“ statt. Seit 1857 besteht dieser Brauch, bei dem seltsam gekleidete Menschen mit geschminkten Gesichtern und Glocken an ihren Beinen durch die Stadt tanzen. Die Parade wird vom „Whiffler“ angeführt, der gemeinsam mit seinem Gefolge und einer Peitsche die bösen Geister vertreiben will. Da die Gesichter der Personen schwarz geschminkt sind („blackfacing“), ist der Nutter’s Dance umstritten.

Morris Dancing

Und noch ein Tanz! Den Morris Dance gibt es in ganz England und hier tanzt man in weißem Gewand, mit bunten Gürteln und Stöcken in der Hand. Mit dem Morris Dance wird in Großbritannien der Frühlingsbeginn gefeiert. Auch beim Morris Dancing gab es „blackfacing“, teilweise ist man mittlerweile aber dazu übergangen, die Gesichter blau anzumalen (mehr Infos hier bei The Guardian).

Flaschenkicken – Hallaton Bottle kicking

In Leicestershire entflammt jedes Jahr an Ostern die jahrhundertealte Rivalität zwischen den beiden Dörfer Hallaton und Medbourne von neuem. In Erinnerung an eine Legende, nach der das eine Dorf dem anderen ein rauschendes Fest mit viel Bier neidete, findet immer zu Ostern eine Prozession durch beide Dörfer statt. Dabei werden ein Pie sowie drei Fässer getragen, von denen zwei Bier erhalten und eines leer ist. Um diese Fässer („bottles“ genannt), wird dann später gekämpft – es gilt, mit allen möglichen Mitteln zu verhindern, dass die Fässer in das jeweils feindliche Dorf gelangen. Den Erzählungen nach werden dabei keine Verluste gescheut und Knochenbrüche kommen dabei gar nicht mal so selten vor.

Osteressen in Großbritannien – Was isst man in England zu Ostern?

Vom traditionellen Osteressen über das immer beliebter werdende Osterbrunch: Das kommt bei den Briten an den Osterfeierntagen auf den Tisch.

Hot Cross Buns

Das Ostergebäck in Großbritannien schlechthin sind die Hot Cross Buns.. Dabei handelt es sich um ein Hefeteilchen mit Rosinen und bestimmten Gewürzen. Typisch für das Hot Cross Bun ist das kreuzförmige Muster, das entweder aus Zuckerguss aufgetragen wird oder durch einen bestimmten Kniff heller dargestellt wird als der Rest des Teigs.

Jetzt nachbacken: Original Rezept für englische Hot Cross Buns.

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Hot Cross Buns

Simnel Cake

Der Simnel Cake ist ein typischer Osterkuchen in Großbritannien, wird aber bereits während der Fastenzeit (und zwar genau an dem Sonntag mit dem die zweite Hälfte der Fastenzeit eingeläutet wird) serviert. Beim Simnel handelt es sich um einen Obstkuchen, der mit 11 Marzipankugeln dekoriert ist, die die Apostel, ohne Judas, symbolisieren.

Baked Ham

Das traditionelle Osteressen in Großbritannien ist der „baked ham,“ also Backofenschinken. Das besondere am Osterschinken ist die Füllung aus Früchten, ein jahrhundertealtes Rezept das seinen Ursprung wahrscheinlich in den Cotswolds hat. Die typische Kruste des Schweinebratens entsteht nach britischer Rezeptur durch eine Mischung aus Mehl und Wasser, die nach und nach auf den Schinken aufgetragen wird.

Osterlamm

Auch in Großbritanien ist das Osterlamm sehr beliebt, oftmals in Form einer Lammkeule, serviert mit typisch britischer Minzsauce. Ich selbst sehe die Lämmer lieber auf der Weide hüpfen, wenn Du dennoch ein Rezept für britisches Osterlamm suchst, findest Du ein traditionelles Rezept bei BBC Good Food.

Jersey Royal Potatos

Eine typische Beilage zum Osterlamm oder Osterschinken sind die Jersey Royal Potatos. Sie werden auf der Kanalinsel Jersey angebaut und zeichnen sich durch ihre besondere Süße aus. Die Kartoffeln werden geröstet (traditionell unter der Zugabe von Gänsefett), so dass sie von außen knusprig sind und von innen eine cremig-weiche Konsistenz haben.

Warst Du schon einmal an Ostern in Großbritannien? Gibt es irgendwelche Traditionen und Osterbräuche, die Du kennst? Habe ich irgendwas vergessen? Ich freue mich über Hinweise! Und jetzt: Happy Easter!