In London werden Food Trends gesetzt und das ist bei Brot und Gebäck nicht anders. Ganz entgegen dem gängigen Klischee des labbrigen Toastbrots gibt es in London junge Bäckereien, die die Kunst des handgemachten Backens wieder aufleben lassen. Die Liebe zum Gebäck fängt dabei weit vor dem Teig an: viele Bäckereien mahlen ihr Mehl selber, setzen Sauerteigkulturen über Jahre an und geben alten Rezepten einen modernen Twist. Ein Guide über die hippsten Bäckereien in London, Cafés mit außergewöhnlich gutem Kuchen und über Orte, an denen du das beste Brot in London bekommst.
1. E5 Bakehouse
East London ist ein Paradies für Foodies: hier gibt es jede Menge Restaurants und vor allem viele junge Neueröffnungen. Dagegen ist das E5 Bakehouse, das es 2011 es in Hackney gibt, schon fast ein alter Hase. In einen Bahnbogen gebettet treffen sich hier frühmorgens die Locals um ein Croissant oder eine Breakast-Pita zu sich zu nehmen, nachdem sie mit ihren Hunden die Gassirunde erledigt haben.
Den Backprozess kann man vom kleinen Gastraum aus direkt beobachten und es liegt ein verführerischer Duft von Brot direkt aus dem Ofen in der Luft. Im Bogen nebenan ist ein kleiner Shop mit selbst gemachten und regionalen Produkten und noch ein paar mehr Sitzplätzen. Der Bestseller im E5 Bakehouse ist „Hackney Wild,“ ein halbweißes Sauerteigbrot mit dicker Kruste.
Was du unbedingt probieren solltest, wenn du vor Ort bist: den Marmite Cheese Bun. Auch wenn du (noch) kein Fan der typisch britischen Würzpaste bist: trau‘ dich! Der Marmite-Geschmack ist lediglich dezent zu erahnen und harmoniert perfekt mit dem Käse und der Fluffigkeit des Hefegebäcks.
E5 Bakehouse, 395 Mentmore Terrace, London E8 3PH (nahe Metro London Fields)
2. The Bread Station
Nur ein paar Gehminuten vom E5 Bakehouse entfernt befindet sich eine weitere Bäckerei in einem Bahnbogen. Bei The Bread Station geht es um „Natural Danish Baking,“ soll heißen, hier wird auf die natürliche Fermentation gesetzt, um Biobrote und Backwaren auf Sauerteigbasis herzustellen. Das Team der dänischen Bäckerei wird angeführt vom Michelin-Stern-prämierten Koch Christoffer Hruskova und seinem Bäckermeister Per Brun und ist mittlerweile zu einer kleinen Kette angewachsen, sogar in Berlin-Neukölln gibt es eine Filiale.
The Bread Station ist Bäckerei und Café in einem, von Frühstück bis zum Lunch kannst du Sandwiches und süße Teilchen in allerhöchster Perfektion genießen und dabei den Bäckern über die Schulter schauen. Ich hatte das Vergnügen mit einem gegrillten Haloumi-Sandwich mit roter Beete – absolut fantastisch. Und auf etwas Kurioses bin ich auch noch gestoßen: ein Gebäck mit Himbeermarmelade namens „Spandau“ – offensichtlich ist ein „Spandauer“ rein recht bekanntes, croissantartiges Teilchen in Dänemark. Über den namentlichen Ursprung konnte ich nichts herausfinden, wenn du das wissen solltest, gib‘ mir unbedingt Bescheid!
Wer von frischem Brot nicht genug bekommen kann, für den ist die „All-you-can-eat“-Toast-Variante sicherlich interessant: hier toastest du dein Brot selbst und kannst aus verschiedenen selbst gemachten Aufstrichen wählen. Das Mehl wird hier übrigens direkt vor Ort gemahlen und ist als Kilopackung käuflich zu erwerben.
The Bread Station, 373 Helmsley Pl, London E8 3SB (Nahe Metro London Fields)
3. Violet Cakes
2018 Jahr wurde Claire Ptak mit einem Mal weltberühmt, nämlich als bekannt wurde, dass sie die Hochzeitstorte für die Royal Wedding von Meghan und Harry backen wird. Dabei benötigt die gebürtige Kalifornierin eigentlich keinen Promibonus, denn ihre Gebäckkreationen sprechen für sich selbst. Die ausgebildete Patissière begann mit einem kleinen Stand auf dem Broadway Market, bevor sie ihre Bäckerei 2010 in Hackney eröffnete.
All ihre Zutaten sind bio, saisonal und stammen, soweit möglich, aus der Region. Besonders bekannt ist Violet Cakes für seine mit frischen Blüten dekorierten Torten – daher auch der Name „Violet Cakes“, benannt nach dem Veilchen, der Lieblingsblume der Bäckerin. An die Bäckerei angeschlossen ist ein kleines Café, wo du die süßen Teilchen bei einer Tasse Tee gleich verzehren kannst. Besonders empfehlenswert sind die saisonalen Gebäcke wie der Christmas Cake, den es ab November gibt oder die Hot Cross Buns zu Ostern.
Violet Cakes, 47 Wilton Way, London E8 3ED (Hackney)
4. The Old Post Office Bakery
Winzig klein ist der Verkaufsraum der Old Post Office Bakery in Londons Süden. Hier wird seit 30 Jahren mit viel Liebe und ausschließlich natürlichen Zutaten gebacken. Der kleine Verkaufsraum ist vollgepackt mit Zutaten, Backformen und allerlei Krimskrams, dabei riecht es verführerisch nach frisch gebackenem Brot – denn gebacken wird direkt nebenan.
Ich habe extra den doch recht weiten Weg von meinem Hotel in Hackney nach Clapham auf mich genommen, denn die Old Post Office Bakery ist einer der wenigen Orte, wo man in London noch einen echten, handgemachten Chelsea Bun bekommt. Das typische Londoner Hefegebäck gab es früher an jeder Ecke, heutzutage meist jedoch nur noch als industriell gefertigte, labbrige Supermarktware. Hier schmeckt man die Liebe zum Teig und die Zeit, die man ihm lässt, um wunderbar fluffig zu werden.
The Old Post Office Bakery, 76 Landor Rd, London SW9 9PH (Nahe Metro Clapham North)
5. The Snapery Bakery
Durch einen simplen und gleichzeitig genialen „cardamom bun“ bin ich auf die Bäckerei mit dem Reim im Namen aufmerksam geworden. Das Watch Tower Café nahe der Tower Bridge greift bei seinem Frühstücksangebot auf die Produkte lokaler Bäcker zurück und The Snapery Bakery ist eine der Hauptlieferanten für süßes Gebäck.
2014 entstand die Bäckerei mit Hilfe einer Crowdfunding Kampagne und seitdem profitieren Restaurants und Cafés von den Gebäckkreationen auf Sauerteigbasis. The Snapery Bakery produzierti in Bermondsay ausschließlich für Wiederverkäufer. Um in den Genuss des Gebäcks zu kommen musst du also in eine der Lokalitäten gehen, die deren Produkte auf der Menükarte haben. Dazu gehören neben The Watch House zum Beispiel der Maltby Street Market oder der Comptoir Gourmand.
The Snapery Bakery, verschiedene Orte
6. Nyborg’s Kitchen & Bakery
Das Bäckerhandwerk in London scheint fest in skandinavischer Hand, was die dänische Bäckerei Nyborg’s Kitchen bestätigt. Gründerin Sara Nyborg backt traditionelles dänische Brote und Teilchen nach alten Familienrezepten und erlaubt sich hier und da ein paar kleine, raffinierte Änderungen. Die Kreationen wie Roggenbrot mit getrockneten Aprikosen, Cranberries oder Schokoladenflakes werden ausschließlich auf Märkten verkauft, ab und an gibt es auch Supper-Club Events und auch Catering kann hier gebucht werden.
Entdeckt habe ich die Nyborg Bäckerei auf dem Broadway Market in London, wo ich mich für eine vegane Zimtschnecke entschieden habe, die unfassbar gut geschmeckt hat. Die nicht-vegane Variante lag direkt daneben, leider hat mein voller Magen einen direkten Vergleich verhindert. Was ich jedoch mit Sicherheit sagen kann, dass das berühmte dänische Hygge-Gefühl hier direkt von der Hand in den Bauch wandert. Ausprobieren!
Nyborg’s Kitchen, Marktstände zum Beispiel auf dem Broadway Market (samstags in Hackney), Alexandra Palace Farmer’s Market (sonntags) und South Bank Market (freitags bis sonntags)
7. East Bakes
„Einfach mal machen,“ dachte sich Georgina, nachdem Freunde und Bekannte nicht genug bekommen konnten von ihren gebackenen Köstlichkeiten und beschloss, ihre Backleidenschaft zum Beruf zu machen. Von ihrer Küche aus in Leyton im Osten Londons finden nun gluten- und laktosefreie Backwaren ihren Weg auf Events, in Supper Clubs und zu Popup-Verkäufen.
Ich habe ihren mehlfreien, auf Mandelbasis hergestellten Lemon-Drizzle-Cake während meiner Mittagspause im Work.Life Coworking-Space in London Fields probiert und war sofort hin und weg. Für das winzige Stück habe ich zwar stolze 2,50 Pfund gezahlt, der saftige, zitronige Kuchen war aber jeden Cent wert.
East Bakes, erhältlich an verschiedenen Orten in London, aktuelle Termine und Fotos, die dir den Mund wässrig machen findest du auf dem Instagram Account von East Bakes.