Immer zu Jahresbeginn gibt es eine hitzige Debatte in Großbritannien – wann fliegt der Weihnachtsschmuck raus? Eigentlich ist alles ganz einfach:  Tannenbaum, Christbaumkugeln und Co. bleiben bis zur „Twelfth Night“ hängen. Aber genau da liegt der Hase im Pfeffer.

Was ist The Twelfth Night?

Laut der Church of England finde die „Twelfth Night“ am 5. Januar statt. Logisch. schließlich zählt man die Nächte seit dem Weihnachtstag, also dem 25. Dezember. Die zwölfte Nacht bedeutet aber zugleich der Beginn von „Epiphany“, zu deutsch „Epiphanias“, also der Tag, an dem man die Ankunft der Heiligen Drei Könige zelebriert.

Doch dieses Hochfest der katholischen Kirche wird offiziell am 6. Januar begangen. Wie dem auch sei, die meisten Briten haben bereits am 5. Januar genug von weihnachtlichem Klimbim und entsorgen genau dann ihren Christbaum. Und wer sich nicht daran hält, der hat wahrscheinlich Pech für den Rest des Jahres, zumindest wenn man den Abergläubischen unter den Briten glaubt.

Übrigens: laut dem englischen Dichter Robert Herrick wurde die „Christmas Hall“ im 17. Jahrhundert am 2. Februar ausgemistet – zu „Candlemas“, also „Mariä Lichtmess“, an welchem Tag offiziell die Weihnachtszeit endet:

Down with the rosemary, and so
Down with the bays and misletoe
Down with the holly, ivy, all,
Wherewith ye dress’d the Christmas Hall“
„Ceremony upon Candlemas Eve“

(Quelle: Wikipedia)

Dreikönigstag in England zur Zeiten der Tudors

lm 15. Jahrhundert, zu Beginn der Tudorzeit, war das Dreikönigsfest sehr populär in England. Besonders Henry VII ließ es sich nicht nehmen, große Feste zur Twelfth Night zu veranstalten. In dieser Zeit wurde auch eine alte römische Tradition wiederbelebt: die Wahl des „Lord of Misrule“. Dieser ist für die Spiele am Dreikönigsabend verantwortlich – eine verantwortungsvolle und ehrenhafte Aufgabe. Und wie wurde man nun „Lord of Misrule“?

Der sprechende Kuchen

Von Harry Potter wussten weder die Römer noch Henry VII etwas, deshalb gab es statt dem sprechenden Hut eben ein Kuchen-Orakel.

Zu diesem Zwecke wurde eine Bohne in einen Kuchen eingebacken. Dernenige, der beim Kuchenessen auf die Bohne biss, wurde zum „Lord of Misrule“ ernannt – auch bekannt als „King of the Bean“.

Der englische Dreikönigskuchen

Über die Jahrhunderte hat sich die Zubereitungsart des englischen Dreikönigskuchen stetig verändert. Mal war er leicht und luftig wie ein Hefegebäck, mal eher fest wie ein Früchtebrot und zu Beginn des 19. Jahrhunderts war es total en vogue, den Dreikönigskuchen mit einer dicken Schicht Frosting zu verzieren.

Während heute noch einige an der Tradition der Bohne im Kuchen festhalten ist es mittlerweile eher gang und gebe, kleine Zinnfiguren einzubacken.

Der Dreikönigskuchen ist allerdings im heutigen Großbritannien weitaus weniger verbreitet als der Christmas Cake und der Christmas Pudding, in dem übrigens ebenfalls ein kleiner Gegenstand versteckt ist. Höchste Zeit also, den Twelfth Nike Cake zu neuem Leben zu erwecken!

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Der 12th Night Cake aus der Guglhupf Form

Traditionen zur Twelfth Night

Bis in die 1950er Jahre fand zur Twelfth Night das „Wassailing“ statt, an dem Sänger von Tür zu Tür gingen und den Bewohnern ein Ständchen sangen. Heute passiert das eher selten und wenn, dann meist am Weihnachtstag und es sind dann die Kinder, die singend Süßigkeiten und Geld erbeuten.

Twelfth Night in London: Baddeley Cake am Theater

Eine Tradition zum Dreikönigstag ist bis heute erhalten geblieben, und zwar zur Twelfth Night in London. Seit 1795 gibt es am 6. Januar zur Vorstellung im Theatre Royal in der Drury Lane in London einen Twelfth Night Cake. Dafür verantwortlich ist ein englischer Schauspieler des 18. Jahrhunderts.

Robert Baddeley hinterließ dem Theater eine Summe Geld und verfügte, dass Jahr für Jahr 3 Pfund dafür verwendet werden, das das Ensemble einen Dreikönigskuchen und Punsch bekommt. Den „Baddeley Cake“ gibt es bis heute, genaueres darüber erfährst du bei Totally London.

Rezept Twelfth Night Cake – englischer Dreikönigskuchen

Der englische Dreikönigskuchen ist traditionell klassisch gewürzt, reichhaltig und mit kandierten Früchten bestückt. Der Twelfth Night Cake wird am 6. Januar serviert und krönt denjenigen, der auf die eingebackene Überraschung beißt, zum „King of the Bean.“ Als Inhaber dieses Titels darf er oder sie sich einen Tag lang bedienen und verwöhnen lassen (es gibt übrigens auch „The Queen of the Pea“, für diesen Fall kannst du auch eine Erbse mit einbacken).

Dieses Rezept für den Twelfth Night Cake orientiert sich an einem Rezept des National Trust, mit ein paar kleinen Variationen. Gutes Gelingen!

Zutaten englischer Dreikönigskuchen

  • 200g Butter (Raumtemperatur)
  • 200g Molasse (zur Not als Ersatz: Zuckerrübensirup)
  • 200g Mehl
  • 4 Eier, verrührt
  • 50g gemahlene Mandeln
  • 100ml Sherry
  • 100g Zitronat oder Orangeat
  • 250g Rosenen
  • 100g getrocknete Cranberries
  • Schale einer unbehandelten Zitrone
  • 1 TL Zimt
  • 1/2 TL Muskatnuss
  • 1/2 TL gemahlener Ingwer

Zubereitung

  • Ofen auf 170 Grad vorheizen.
  • Butter und Molasse verrühren, bis der Teig schaumig wird.
  • 1/4 des Mehls sowie die Eier hinzugeben und 1 Minute mit dem Handgerät auf höchster Stufe rühren.
  • Mandeln und alle restlichen Zutaten hinzugeben und mit einem Holzlöffel unterrühren.
  • Eine runde Form oder Guglhupfform mit Butter ausstreichen und den Teig darauf verteilen.
  • Eine trockene Bohne darin verstecken und den Teig erneut glattstreichen.
  • Ca. 30 Minuten bei voller Temperatur backen.
  • Die Hitze auf 150 Grad reduzieren und dann ungefähr eine weitere Stunde bis 90 Minuten backen.
  • Aus dem Ofen holen und Abkühlen lassen.
  • Mit etwas Puderzucker bestreuen.

Achtung: immer wieder schauen, ob der Kuchen nicht zu dunkel wird. In diesem Fall oben mit Alufolie oder Backpapier abdecken und ggf. Hitze weiter reduzieren. Ebenfalls während des Backens von Zeit zu Zeit mit einem Zahnstocher in den Teig stechen – je nach Art der verwendeten Frühchte braucht der Dreikönigskuchen kürzer oder länger zum backen. Bleibt nichts mehr am Zahnstocher kleben, ist der Kuchen fertig.

The Twelfth Night und Shakespeare

Ach, war da nicht noch was mit Shakespeare und der Zwölften Nacht? Richtig, eine Komödie des englischen Dramatikers heißt genau so, oder eben auf deutsch „Was ihr wollt“ bzw. „Der Dreikönigstag.“ Was sich bei der Verwechslungskomödie so alles Skurilles zuträgt kannst du in meinem Blogpost über die Shakespeare Castle Tour nachlesen. Jetzt wünsch ich dir aber erstmal gutes Gelingen beim Backen – auf dass du die Bohne im Kuchen finden mögest!