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„Abergavenny is to food as Cannes is to film – an annual festival for spotting rising stars in Britain’s artisan food firmament“. Das schreibt The Guardian über das Abergavenny Food Festival, das Jahr für Jahr im September zehntausende Foodies für ein Wochenende in die kleine Marktstadt in Südwales nahe der englischen Grenze lockt. In diesem Jahr feierte das Festival sein 25-jähriges Bestehen und zeigte einmal erneut, wo die kulinarische Reise in Großbritannien hingeht.

Fast noch mehr als mit Cannes würde ich das Abergavenny Food Festival mit der Berlinale vergleichen – denn einen entscheidenden Punkt, der sicherlich auch Teil des stetig wachsenden Erfolgs der Veranstaltung ist, haben beide gemein: Die Einbeziehung des Publikums.

Wer das Festival besucht, kann selbst entscheiden, ob er nur passiv genießen will oder sich aktiv mit einbringt, denn neben den vielen Essenständen gibt es Talks, Tastings und Workshops, bei der jede und jeder seine kulinarische Passion ausleben kann.

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Wahre Worte

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Schokoladen-Tasting

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Ganz Abergavenny steht im Zeichen des Food Festivals

Die kulinarische Revolution in Großbritannien ist längst im Gange

Wir alle kennen die Stereotypen über das britische Essen. Die Vorurteile einer langweiligen und geschmacksarmen Küche, in der entweder alles frittiert oder in einer fettigen Sauce ertränkt wird, halten sich hartnäckig, auch wenn uns die derzeitige Food- und Restaurantszene eigentlich eines Besseren belehren sollte. Eine junge Generation an Köchinnen und Köchen interpretiert klassische Gerichte neu oder erfindet selbst welche.

Dabei ist nicht zu vergessen, dass ‘die britische Küche’ des 21. Jahrhunderts ein Schmelztiegel von Einflüssen aus verschiedenen Kulturen ist – nicht umsonst gilt das indische Chicken Tikkah Massala nach Roast Beef mit Yorkshire Pudding und Fish and Chips als das dritte britische Nationalgericht.

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Walisische Küche: Alles Lauch, oder was?

Wenn es um walisische Küche geht, herrscht international meist ein noch größeres Fragezeichen. Was isst man in Wales? Lauch, Käse, Lamm? Definitiv, aber eben nicht nur. Derzeit gibt es in Wales neun Michelin-Sterne-Restaurants, die eine Küche auf Weltklasseniveau servieren. Und auch abgesehen davon kann man in den Gastropubs und Restaurants in der Hauptstadt Cardiff sowie in den Inns und Countrypubs in den ländlichen Gegenden sehr gut essen.

Abergavenny Food Festival: Das Who is Who der britischen Food Szene

Wie kaum an einem anderen Ort in Großbritannien zeigt das Food Festival in Abergavenny die enorme Entwicklung, die die britische kulinarische Szene hingelegt hat. Hier stellen Manufakturen ihre Erzeugnisse vor, präsentieren Köchinnen ihre neuen Kochbücher und Winzer ihre besten Weine.

Hier gibt es Panels zu ernährungspolitischen Themen, Masterclasses um das luftigste Soufflé oder perfekt gefaltete Tortellini herzustellen; Cream Tea in der Kirche und Showkochen. Und natürlich werden hier auch Trends gesetzt.

Das Festival beschränkt sich übrigens nicht nur auf die offiziellen Veranstaltungsorte – ganz Abergavenny zieht mit. Das Schaufenster des Buchladens ist liebevoll mit passenden Kochbüchern dekoriert, die lokalen Restaurants servieren Festival-Specials, es duftet, brutzelt und raucht überall: Den Festivalspirit spürst du hier an jeder Ecke.

Abergavenny Food Festival

Beim Abergavenny Food Festival trifft sich die britische Food-Szene

Abergavenny Food Festival 2023: Highlights

2023 war bereits mein zweites Mal auf dem Festival, und im Vergleich zu meinem vorherigen Besuch im Jahr 2018 war ich baff, was für einen Sprung das Event noch einmal gemacht hat

Verstreut über die verschiedenen Veranstaltungsorte und Straßen des pittoresken Städtchens habe ich versucht, den überbordenden Angebot an über 150 Ständen mit Street Food, Lebensmitteln, Gewürzen, Getränken, Kunsthandwerk und weiteren Verlockungen gerecht zu werden.

Ein großer Fokus herrschte dabei auf Produkten walisischer Erzeuger und Erzeugerinnen. Kleine Kostprobe gefällig? Glutenfreies Bier von der Tudor Brewery, traditionelle Welsh Cakes von der Welsh Cake Appreciantion Society, walisischer Safran, getrocknete Pilz von The Fungi Folks… ich könnte hier endlos weiter aufzählen.

Abergavenny Food Festival Tudor Brewery

Tudor Brewery

Aber auch Nahrungs- und Genussmittel von weiter her dürfen hier teilnehmen, wenn sie gut – sprich qualitativ hochwertig – sind. So findest du hier zum Beispiel auch kanadisches Ahornsirup aus Ontario oder französische Zwiebeln von der anderen Seite des Ärmelkanals oder.

Einige meiner Highlights vom diesjährigen Festival kannst du so – oder in ähnlicher Form – vermutlich auch beim Festival im September 2024 erleben. Auf jeden Fall solltest du dir unbedingt die vorgestellten Erlebnisse und vor allem die Menschen, die dahinter stehen merken: Ganz großes Kino.

Cream Tea in der Kirche

Eine Tradition, die immer mehr verloren geht, in der Priory Church St. Mary aber noch aufrecht erhalten wird, ist die Tea Time in der Kirche. Nicht nur zum Food Festival, sondern auch an ausgesuchten anderen Tagen wird mitten im Kirchenschiff Cream Tea und Kuchen angeboten, zum sehr fairen Preis.

Eine ganz besondere Atmosphäre, zu der auch die über tausendjährige Geschichte des Gotteshaues beiträgt – dazu an anderer Stelle mehr. Heute nur ein kleiner Fun Fat: Der heute König Charles III. war in seiner Zeit als Prinz von Wales auch schon hier. Ob er damals auch Scones gegessen hat, konnte ich nicht verifizieren.

White Castle Vineyard: Weinprobe

Robb und Nicola Merchant haben das geschafft, aus dem der Stoff für Hollywoodfilme ist: Sie haben ohne familiäre Vorprägung irgendwann angefangen, Wein zu machen. Und zwar nicht irgendeinen, sondern einen, der einen Preis nach dem anderen absahnt. White Castle Vineyard war das erste walisische Weingut, das Gold bei den prestigereichen Decanter World Wine Awards im Jahr 2021 erhalten hat. Diesen Pinot Noir Précace und weitere Weine haben wir verkostet. Mindestens so gut wie die Weine: Das Storytelling-Talent von Robb.

Walisischer Whisky & walisischer Käse: Glück hoch zwei

Was für ein Glück, noch einen Platz bei einem der populärsten Events des Food Festivals ergattert zu haben: Ein Tasting von ‘Welsh Whisky and Welsh Cheese’. Mit meinem Journalistenkollegen Paul aus Kanada probierte ich mich durch die verschiedenen Whiskys, kompetent und sehr charmant moderiert von der schottischen (Aye!) Whiskyexpertin Rachel McCormack. Dazu gab es das passende Cheese-Pairing und seitdem will ich nie mehr Whisky trinken, ohne dabei Käse zu essen. Ein match made in heaven.

Auf ein Kedgeree mit Emma Bridgewater

Nein, Emma Bridgewater ist keine Waliserin, sondern wurde im englischen Cambridgeshire geboren. Wer sich, so wie ich, mit britischem Lifestyle beschäftigt, hat aber mit Sicherheit schon einmal eines ihrer Produkte in den Händen gehalten: Tassen, Schüsseln oder andere ‘tableware’ mit dem typischen Emma-Bridgewater-Schriftzug.

Bei mir hat vor Jahren alles mit dieser Porridge-Bowl* angefangen und nun war ich also bei einer Veranstaltung, bei der meine Keramikheldin aus ihrem sehr bewegten Leben und von ihrer Arbeit erzählte. Währenddessen ließen es wir im Zuschauerraum uns an den Tischen mit einem Kedgeree – ein englisch-indische Reisgericht – gutgehen, das in einem extra dafür von Emma Bridgewater designten Teller serviert wurde. Ein sehr rundes, köstliches und glücklich machendes Erlebnis.


Emma Bridgewater im Gespräch

Emma Bridgewater

In der Backstube der Angel Bakery

Seitdem ich vor Jahren einmal im The Angel Hotel gewohnt habe und dort den besten Afternoon Tea in Wales mit Gebäck von The Angel Bakery gegessen habe, kann ich nicht aufhören, davon zu schwärmen. Am Rande des Festivals hatte ich Gelegenheit, in die Backstube hinein zu schnuppern und zu naschen.

Abergavenny Food Festival The Angel Bakery

The Angel Bakery

Jürgen Krauss, The German Baker

Als ich durch die Markthalle von Abergavenny gelaufen bin, einem der Veranstaltungsorte des Festivals, hat es mich plötzlich von lauten Lachern, die von einer großen Menge an Menschen zu kommen schienen, in eine bestimmte Richtung gezogen.

Wer dort wohl gerade auf der Bühne stand und für wahre Begeisterungstürme sorgte? Des Rätsels Lösung: Jürgen Krauß, Finalist der 2021er-Ausgabe von ‘The Great British Bake Off’, Bäcker, Posaunist, gebürtiger Schwarzwälder. Jürgen hat gerade sein zweites Buch ‘German Baking’* herausgebracht und ist ein absoluter Publikumsliebling, wie man bei seinem Auftritt auf dem Food Festival unschwer erkennen konnte.

Abergavenny Food Festical

Jürgen Krauß entertaint die begeisterte Menge

German Baking Jürgen Krauß

'German Baking' von Jürgen Krauß

Abergavenny Food Festival 2024: Preise, Infos, Tickets

Das nächste Abergavenny Food Festival findet vom 21.-22. September ****2024 statt. Es gibt verschiedene Arten von Tickets und je nach Stufe kannst du entweder nur das Festival oder das Festival plus weitere Veranstaltungen und auch die Abschlussparty mit Livemusik am Abergavenny Castle besuchen. Ich empfehle dir auf jeden Fall, auch selbst aktiv an den Workshops und Masterclasses teilzunehmen, denn das hat mir die unglaubliche Vielfalt der walisischen (und internationalen) Küche und Produkte in Wales näher gebracht.

Alle weiteren Informationen findest du auf der Website des Abergavenny Food Festivals.

Abergavenny Food Festival

Auch 2024 findet das Abergavenny Food Festival statt

Offenlegung: Die Recherche für diesen Artikel erfolge im Rahmen einer Pressereise mit Visit Wales. Vielen Dank für die Einladung!