In Großbritannien ist es üblich, zu seinem Tee einen „biscuit“ – also einen Keks zu essen. Oder auch gleich mehrere, denn tea and biscuits ist ein festes Ritual in britischen Haushalten. Welche Kekse zum Tee gereicht werden, wie man sie isst und warum „biscuit“ nicht gleich „biscuit“ ist – eine kleine britische biscuit-Kunde

Was ist ein „biscuit“?

Amerikanischer biscuit vs. englischer biscuit

Zunächst einmal gilt es, den amerikanischen „biscuit“ vom britischen zu unterscheiden. In den USA ist „biscuit“ die Kurzform von „biscuit bread“, und da hätten wir auch schon die amerikanische Definition: hierbei handelt es sich um ein weiches Gebäck, etwa in Form eines Brötchens, das meist nicht süß, sondern pikant ist.

Biscuit in Großbritannien

In Großbritannien hingegen bezeichnet „biscuit“ ein Hartgebäck, ergo einen Keks. Unter den Briten gibt es allerdings heftige Diskussionen darüber, was sich „biscuit“ nennen darf und was nicht. Ist es noch ein „biscuit“, wenn es mit Schokolade überzogen oder Karamell gefüllt ist? Dürfen sich (die meist pikanten) Haferkekse auch zu den biscuits zählen? Was ist mit Shorbread? Generell scheint man sich darauf geeinigt zu haben, dass ein „biscuit“ recht simpel daherkommt und nicht durch irgendwelche fancy Zutaten erweitert ist.

britische biscuits

Eine Auswahl beliebter britischer Kekswaren

Beliebte britische biscuits

Immer wieder gibt es in Großbritannien Umfragen über die beliebtesten biscuits. Im Internet findet man unzählige davon und in viele Listen haben sich Keksvarianten eingeschlichen, die biscuit-Hardliner nie und nimmer zu den echten biscuits zählen würden. Sei’s drum – die folgenden britischen Kekse zählen zu den beliebtesten biscuits im Vereinigten Königreich:

Digestives

Der McVitie’s Digestive ist der am meist gekaufte unter den britischen biscuits. Dabei handelt es sich um einen runden, halbsüßen Keks. Der Name ist dabei kein Zufall: der Keks wurde 1839 von zwei schottischen Ärzten erfunden, um der Verdauung auf die Sprünge zu helfen.  Der digestive biscuit führte übrigens durch einen Streit zwischen den Beatles-Mitgliedern John Lennon und George Harrison. Und wer soll mal wieder schuld gewesen sein? Na klar, Yoko Ono. Der Legende nach soll sich die Künstlerin nämlich ohne zu fragen an Harrisons Keksdose bedient haben, was diesen recht wütend machte. Daraufhin mischte sich John Lennon ein und der digestives-Disput nahm seinen Lauf. Neben dem normalen digestive gibt es zudem noch den chocolate digestive.

Rich tea

Ebenfall aus dem Hause McVitie’s stammt der Rich tea biscuit, allerdings stellen auch alle größeren Supermärkte ihre eigene Version davon her. Ursprünglich dienten die im 17. Jahrhundert in Yorkshire erfundenen Kekse der englischen Upper Class als leichter Snack zwischen den Mahlzeiten. Zu Beginn hießen die Kekse lediglich „tea biscuits“, was bereits auf ihre Verwendung schließen ließ.

Bourbons

Bourbons biscuits sind gekennzeichnet durch ihren Kakaogeschmack und die dunkle Farbe. Hierbei handelt es sich um einen „sandwich biscuit“, also einen Keks mit Füllung. 1910 wurde er erstmals von der Firma Peek Freans in Bermondsey in London hergestellt. Falls du dich jetzt fragst, was das Ganze mit Bourbon zu tun hat: gar nix. Zumindest, wenn es um das alkoholische Getränk geht.

Der Name besteht aus den Wortanfängen von Bourneville und Bonn und jetzt wird es kurios: Der aus Deutschland stammende Dr. Hans Zehnloch erfand das Patent der zehn Löcher im Keks, durch die der Dampf während des Backens entweichen kann und somit den Keks am Zerbersten hindert. Den Geistesblitz hatte er während seiner Arbeit in der Entwicklungsabteilung von Cadbury’s in Bourneville – daher das BOUR im Namen des Kekses. Und der Rest? Stammt von Zehnlochs ursprünglicher Heimat Bonn. Viel abgefahrener ist doch die Tatsache, dass ein Dr. Zehnloch ein zehnlöchriges Patent erfunden hat – findest du nicht?

Vom original Bourbon Keks gibt es mittlerweile auch viele Supermarktvarianten.

Weitere beliebte britische biscuits

Die folgenden Kekse sind sehr beliebt bei den Briten und werden gerne zum Tee gegessen – auch wenn es sich bei manchen laut strenger Definition nicht um „echte“ biscuits handelt.

  • Ginger Snaps
  • Malted Milk
  • Nice biscuit
  • Jammie Dodgers
  • Shortbread
  • Hobnobs
  • Custard Cream
  • Jaffa Cake
  • Tunnock’s Caramel Wafer

Warum tunken die Briten Kekse in den Tee?

Beim biscuit-dunking handelt es sich um eine sehr alte Angewohnheit. Sie rührt eventuell daher, dass die biscuits als Dauerbackware lange in einer Keksdose aufbewahrt werden, dass sie irgendwann steinhart sind. Durch das Tunken in den heißen Tee werden sie wieder weich und bekömmlich. Zudem soll sich durch die Hitze und Feuchtigkeit der Geschmack der ansonsten meist eher simplen Kekse erst richtig entfalten.

keks in tee tunken

Very british: Den Keks in den Tee tunken.

So isst man biscuits zum Tee

Die Briten tunken gerne ihre Kekse in den Tee. Das machen sie auf verschiedene Art und Weise – wenn sie es denn tun. Denn es gibt auch diejenigen, die das Stippen von Keksen in Tee eine stillose Unsitte ist. Für alle anderen gelten zwei verschiedene Methoden, die sich nach der Art des verwendeten biscuits unterscheiden:

Einfache biscuits

Bei den einfachen Keksen (also solche, die keine Füllung oder Schokoladenüberzug haben) wird der Keks bis zur Hälfte in den Tee eingetaucht und dann gegessen. So macht man dann weiter, bis nichts mehr vom Keks übrig ist.

Sandwich biscuits

Bei biscuits mit Füllung könnte man eigentlich genau so vorgehen – aber es gibt biscuit-Gourmets, die bei dieser Art von Keksen erst sehr vorsichtig den oberen Teil abheben, um dann die Füllung abzuschlecken. Die beiden verbleibenden, füllungsfreien Keksteile werden anschließend wie gehabt in den Tee getunkt.

englische tee kekse

Nicht alles hier sind tea biscuits im strengen Sinne.

Tee, biscuits und das Krümelproblem

Wenn du auch gerne Kekse in dein Heißgetränk tunkst, dann kennst du wahrscheinlich das Problem der weichen Krümel, die sich am Tassenboden sammeln. Dafür haben die Briten auch eine Lösung gefunden – es gibt ein Sieb, das man in die Tasse hineinlegen kann. Hat man seinen letzten Keks in den Tee getunkt, entfernt man das Sieb mit den Keksresten und hat einen krümelfreien Tee. Dass sich diese Methode, dich ich bisher nur im Internet und nicht im wahren Leben gesehen habe, durchsetzen wird, halte ich für mehr als fraglich. Da finde ich meine Tasse mit biscuit-Fach, die ich für 30p in einem Charity-Shop gekauft habe, deutlich charmanter. Allerdings ist auch hier nicht alles perfekt: „Don’t put a chocolate biscuit in it,“ warnte mich die freundliche Verkäuferin, „the heat of the tea will melt it all.“