Süße, weiche Hefeschnecken mit Rosinen und einer Füllung – so könnte man in wenigen Worten eines der typischsten britischen Gebäckteilchen beschreiben. Doch ein „Chelsea Bun“ ist so viel mehr als nur irgendein Rosinenbrötchen. Es geht die Legende um, dass zu seiner Einführung im 18. Jahrhundert über 50.000 Menschen for dem Londoner Chelsea Bun House Schlange standen, um das begehrte Teilchen zu ergattern. Heute gibt es das Bun House nicht mehr, dafür werden die Chelsea Buns in so gut wie jeder Bäckerei und jedem Supermarkt verkauft. Der Chelsea Bun: Mythos, Gegenwart & ein Rezept für fluffig weiche Chelsea Buns.
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Was genau sind Chelsea Buns?
Von den Zutaten her und von der Art des Backens erinnert ein Chelsea Bun tatsächlich eher an eine Zimtschnecke als an ein Rosinenbrötchen. – bzw. die quadartische Form einer Zimtschnecke, die man als Cinnamon bun oder Cinnamon Roll kennt. Denn die Chelsea Buns werden in einer Form gebacken und so eng aneiander gereiht, dass sie – bereits vor dem Backen – aufgehen und sich gegenseitig berühren. Nach dem Backen „kleben“ sie aneinander und müssen vor dem Servieren voneiander durch sanftes Auseinanderreißen getrennt werden.
Wann und wie isst man Chelsea Buns?
Ursprünglich waren Chelsea Buns ein typisches Ostergebäck, ähnlich wie die Hot Cross Buns, und wurden vor allem am Karfreitag, an Ostern selbst sowie später an Pfingsten verkauft. Heute isst man Chelsea Buns zu so gut wie jeder Gelegenheit, vornehmlich zum Kaffee oder Tee. Die Chelsea Buns schmecken am besten frisch aus dem Ofen, noch warm, mit einer Mischung aus flüssiger Butter, Milch und Zucker bestrichen.
Das Chelsea Bun House London
Die Chelsea Buns sind untrennbar mit dem Stadtteil verbunden, das ihnen ihren Namen gab: Chelsea in Londons Westen, Teil des Stadtbezirks Royal Borough of Kensington and Chelsea, und insgesamt eine recht feine Gegend. Hier logierten illustre Persönlichkeiten wie der Künstler William Turner und die Schriftstellerin Virginia Woolf, sowie Mick Jagger, Vivienne Westwood und Oscar Wilde.
Hier, in Chelseas ehemaligen Jew’s Row, die heute Pimlico Road heißt, wurden um das Jahr 1700 herum zum ersten Mal Chelsea Buns serviert – im legendären Chelsea Bun House, das man auch unter den Namen Old Chelsea Bun House oder Old Original Chelsea Bun House kennt. (Fun Fact: Somit stand die Bäckerei faktisch nicht in Chelsea, sondern in Pimlico – aber seien wir mal ehrlich, „Chelsea Buns“ klingen so viel sexier als „Pimlico Buns“). Alten Zeichnungen zufolge war das originale Chelsea Bun House ein Gebäude, das mit seinem prächtigen Säulengang sofort ins Auge stach.
Auch die Inneneinrichtung soll äußerst exotisch gewesen sein, mit Uhren und Artefakten aus aller Herren Länder an den Wänden. Auf der Website des British Museum kannst du dir ein Bild des Interieurs, wie es 1839 ausgesehen haben muss, ansehen.
Noch bekannter als die Architektur und Ausstattung war aber „Captain Bun“, der eigentlich Richard Hand hieß und zu einer Zeit das Bun House besaß, als sogar König Georg II. und seine Frau Königin Caroline wie auch weitere Adlige aus dem Haus Hannover hier vorbeikamen, um die berühmten Chelsea buns zu essen. Es dauerte nicht lange, bis die Bäckerei den Spitznamen „Royal Bun House“ bekam.
1839 war leider auch schon alles vorbei: Am Karfreitag schloss das Original Bun House für immer seine Türen. Es gab keine Nachfahren mehr, die die Bäckerei weiterführen wollten und so fiel das Haus zurück in den Besitz der Krone. Die ließ die wertvollen Einrichtungsgegenstände versteigern und das Chelsea Bun House 1840 abreißen.
Chelsea Buns in der Literatur
Es gibt vermutlich nicht viele Gebäckteilchen, die so oft von namhaften Autorinnen und Autoren erwähnt wurden. Nachdem es das Original Chelsea Bun House nicht mehr gab, war die Popularität der Hefeschnecken ungebrochen, auch wenn irgendwann mit den „Bath Buns“ aus der gleichnamigen Spa-Stadt im Südwesten Englands der nächste Hype ausgelöst wurde. Chelsea Buns wurden weiterhin von Straßenverkäufern oder in anderen Bäckereien verkauft und hatten viele Fans. Darunter Charles Dickens, Anne Manning und Lewis Carroll, die das Gebäck in ihren Werken erwähnten.
“Give her a Chelsea bun, miss! That’s what most young ladies like best!”
Lewis Carroll, in „A tangled Tale“
Chelsea Buns in London: Hier bekommst du sie heute
Chelsea Buns bekommst du in so gut wie jedem britischen Supermarkt, und das nicht nur in London. Auf der Suche nach dem besten Chelsea Bun in London haben mich vor allem diese Bäckereien überzeugt:
- GAIL’s Bakery in Fulham (341 Fulham Rd, London SW10 9TW, weitere Filialen hier)
- Dunn’s Bakery in Crouch End (6 The Broadway, London N8 9SN)
- Paul Rhodes in Greenwich (37 King William Walk, London SE10 9HU)
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Chelsea Buns backen
Chelsea Buns zu backen ist überhaupt nicht schwer – du brauchst ein wenig Geduld, weil der Teig im Idealfall zweimal gehen muss. Um original Chelsea Buns zu backen, solltest du dir also genügend Zeit nehmen, mindestens eine, besser zwei Stunden. Eine schöne Unternehmung für einen Samstag- oder Sonntagmorgen, nachdem du die Buns gleich frisch aus dem Ofen und noch warm servieren kannst.
Chelsea Buns backen: Tipps & Tricks
- Damit die Trockenfrüchte bei Backen nicht verbrennen, kannst du nach den ersten 10 Minuten backen ein Backpapier lose über die Form legen
- Außerdem kannst du die Rosinen & Korinthen vor dem Backen in heißes Wasser einweichen (oder, wenn du es etwas gehaltvoller magst, in Rum, Whisky oder Brandy)
- Wenn du den Teig zum Aufgehen in die Schüssel gibst, musst du ihn abdecken. Um zu verhindern, dass der Teig oben festklebt, hat es sich bei mir bewährt, eine Frischhaltefolie von unten leicht mit Öl einzupinseln
- Für Perfektionistinnen: Bevor du die Teigrolle in 9 gleiche Teile schneidest, kannst du die „ausgefransten“ Enden abschneiden. Diese würde ich zu einem Ball zusammenrollen und so backen. Das wird dann natürlich kein hübsches Chelsea Bun, aber so hast du zumindest nichts verschwendet und die restlichen Buns sind absolut instagrammable.
Chelsea Buns Zutaten: Das brauchst du
Chelsea Buns Teig
Der Teig für die Chelsea Buns ist ein klassischer Hefeteig mit Milch, Butter und Eiern, ähnlich wie bei Zimtschnecken. Manche Rezepte kommen ganz ohne Zucker aus und verwenden nur Salz, ich finde ein wenig Zucker gut, schließlich dient er der Hefe als Nahrung. Zu viel soll es aber meiner Meinung nach dennoch nicht sein, denn schließlich ist die Füllung süß genug.
Mixed Spice gehört meiner Meinung nach unbedingt in den Chelsea Buns Teig – du kannst es nach meinem Mixed Spice Rezept ganz einfach selbermachen.
Chelsea Buns Füllung
Die Frage, welche Art von Trockenfrüchten ihren Weg in die Chelsea Buns finden, ist fast schon eine religiöse. Während manche Bäcker darauf bestehen, dass lediglich Korinthen* – die aus einer anderen Traubensorte als Rosinen gemacht werden – verwendet werden dürfen, schwören andere auf einen Mix aus Rosinen* und Korinthen. Wieder andere geben dann auch noch die Dritte im Bunde, Sultaninen*, hinzu. So oder so ist klar. Wenn du generell keine Rosinen oder getrocknete Früchte magst, wirst du mit Chelsea Buns so deine Probleme haben. Generell sind Korinthen aber kleiner und härter, weshalb sie nicht die von vielen gefürchtete weiche Konsistenz wie Rosinen haben – einfach mal ausprobieren!
Chelsea Buns Backform
Ich benutze zum Backen der Chelsea Buns diese rechteckige Backform*. Alternativ kannst du auch eine Auflaufform aus Keramik oder Glas verwenden, ich empfehle diese* oder diese*. Es reicht, die Auflaufform zu buttern, ich verwende zusätzlich noch Backpapier, was aber in einer normalen Auflaufform eigentlich nicht notwendig ist.
Chelsea Buns Rezept
Mein Rezept für Chelsea Buns habe ich von einer Freundin aus London bekommen und ich würde jetzt gerne erzählen, dass sie es von ihrer Mutter bekommen hat und die wiederum von ihrer Mutter. Tatsächlich hat sie es laut eigenen Angaben „aus irgendeiner Frauenzeitschrift“ – es waren die frühen 2000er, es gab noch kein Instagram und ich habe leider kein Foto von meinem allerersten Chelsea Bun. Ich erinnere mich aber noch ganz genau an meinen ersten Chelsea Bun, den sie mir zum Tee serviert hat – es war Liebe auf den ersten Blick. Viel Spaß beim Backen und gutes Gelingen!
Chelsea Buns – süße Hefeschnecken mit Rosinen
Einfaches Rezept für das wohl berühmteste aller Gebäckteilchen aus England – gelingt garantiert Die süßen, fluffigen und buttrigen Chelsea Buns gibt es seit dem 18. Jahrhundert und schmecken perfekt zu Kaffee oder Tee.
Zutaten für den Chelsea Bun Teig
- 450 g Weizenmehl
- 200 ml Milch
- 60 g Butter
- 1 Ei
- 7 g Trockenhefe
- 40 g Zucker (original: weißer Kristallzucker, ich benutze braunen Rohrzucker)
- 1 TL Mixed Spice (kaufen oder nach meinem Rezept selbermachen, alternativ: Zimt)
- 1/2 TL Salz
- abgeriebene Schale einer halben Bio-Zitrone
Zutaten für die Chelsea Buns Füllung
- 30 g Butter (Raumtemperatur)
- 30 g brauner Zucker
- 50 g Rosinen
- 50 g Korinthen
Zutaten für die Chelsea Buns Glasur
- 20 g Puderzucker
- 15 g brauner Zucker (Rohrzucker)
- 1 EL Milch
Die Milch und die Butter in einen kleinen Topf geben und bei niedriger Temperatur erhitzen, bis die Butter geschmolzen ist. Achtung, die Mischung sollte nicht zu heiß sein, zur Not ein wenig abkühlen lassen vor dem nächsten Schritt.
Mehl und Salz in eine große Rührschüssel geben und verrühren, bis alles gut vermischt ist. In der Mitte des Mehls eine Vertiefung machen und die Hefe hineingeben.
Die Milch-Butter-Mischung zum Mehl in die Schüssel geben geben, das Ei hinzufügen und so lange rühren, bis ein homogener Teig entsteht.
Die geriebene Zitrone und das Mixed Spice hinzugeben.
Den Teig auf eine saubere Arbeitsfläche geben und etwa zehn Minuten lang gut durchkneten. Auch wenns nervt: Nicht früher aufhören, der Teig sollte weich und glatt sein. (Falls er zu fest sein sollte, noch etwas Milch hinzugeben).
Den Teig in eine gefettete Schüssel geben, abdecken und an einem warmen Ort gehen lassen, bis sich die Größe verdoppelt hat (das dauert Minimum eine Stund, aber eher zwei Stunden).
Eine rechteckig Backform oder Auflaufform einfetten (z.B 28 x1 7 cm oder 26 x 17 cm).
Den aufgegangen Teig auf eine bemehlte Fläche geben und mit den Händen flachklopfen. Zu einem Rechteck von ungefähr 25 x 35 cm ausrollen. Die Oberfläche des Teigs mit der bereits weichen Butter bestreichen.
Die Rosinen, Korinthen sowie den braunen Zucker gleichmäßig auf der Oberfläche verteilen.
Den Teig von seiner langen Seite her zu einer "Wurst" aufrollen (das geht einfacher, wenn die lange Seite zu dir zeigt). Darauf achten, dass die Rolle sehr eng ist und es wenig Zwischenräume gibt.
Mit dem schärfsten Messer, das du hast (glatt und mit matter Klinge) die Rolle in neun gleiche Stücke schneiden. Dabei die "Wurst" ein wenig nach unten drücken.
Die neun Teiglinge in die gebutterte Form geben – sie sollten sich (noch) nicht berühren, wenn möglich.
Die Form abdecken (mit einem Tuch oder Frischhaltefolie) und die Schnecken erneut gehen lassen, für ungefähr 30-45 Minuten. Nach dem Gehen sollten sich die Buns berühren.
Währenddessen den Ofen auf 200° vorheizen (Ober- und Unterhitze)
Die Buns für ungefähr 20-25 Minuten backen, bis sie leicht golden sind.
Währenddessen die Glasur vorbereiten. Dafür die Milch mit der Butter in einem Topf erwärmen und den Puderzucker dazu geben, bis er aufgelöst ist.
Die noch warmen Chelsea Buns mit der Mischung bestreichen und den braunen Zucker darüber streuen.
Chelsea Buns schmecken am besten warm aus dem Ofen. Sie lassen sich jedoch leichter voneinander lösen, wenn sie ein wenig abgekühlt sind. Die ausgekühlten Buns lassen sich auch prima einfrieren. Chelsea Buns isst man am besten „solo“, wer mag kann aber zusätzlich auch ein wenig Butter und Marmelade darauf geben.
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