Ab Januar geht die Zeit der Galantophilen wieder los. Galanto-was? Ja, richtig gelesen, für die Liebhaber, Sammler und Züchter des Schneeglöckchens gibt es einen eigenen Begriff.
Und wer hat’s erfunden? Die Engländer, wer sonst! Von Januar bis März gibt es in Großbritannien – und vor allem in England – einen regelrechten Hype um die kleine, weiße Winterblume. Ähnlich wie bei den Bluebells im Frühling tauchen ganze Teppiche von Schneeglöckchen englische Gärten und Parks in ein Blumenmeer, nur dass dieser eben nicht blau sondern vornehmlich weiß ist. Was es mit dem Schneeglöckchenkult in England auf sich hat und wo du in Großbritannien auf Schneeglöckchen-Tour gehen kannst: der ultimative Schneeglöckchen-Guide für Großbritannien.
Was sind Schneeglöckchen?
Diese Frage ist gar nicht mal so einfach zu beantworten, denn DAS Schneeglöckchen gibt es nicht. Man kann sogar nicht einmal ganz genau sagen, wie viele Arten und Sorten es überhaupt gibt, denn je nachdem wie streng die Unterscheidungskriterien sind ist die Zählung unterschiedlich. Man geht jedoch von einem Minimum von 20 Schneeglöckchen-Arten und über 400 Sorten aus.
Das Schneeglöckchen gehört der Familie der Amaryllisgewäsche an und haben drei grüne Blätter und eine einzige, weiße Blüte die mit dem Köpfchen nach unten hängt. Die Galantophilen schauen hier genauer hin und erkennen eine Vielzahl an Unterschieden zwischen den verschiedenen Schneeglöckchen, sei es in der Form der Blüte, sei es in den Farben und Farbnuancen oder in der Höhe der Pflanze. Die Saison der Schneeglöckchen beginnt je nach Art schon im Oktober und dauert bis in den April hinein.
Woher kommt der Name Schneeglöckchen?
Der botanische Name „Galanthus“ ist eine Zusammensetzung aus den griechischen Begriffen „gala“ (Milch) und „anthos“ (Blume). Das gewöhnliche Schneeglöckchen, wie wir es meist kennen, heißt „Galanthus nivalis“, wörtlich übersetzt schneeweiße Milchblume. Eine weitere bekannte Art ist „Galanthus elwesii“, das türkische Schneeglöckchen, benannt nach dem Engländer John Elwes, der die Blume in der Türkei entdeckt und nach England gebracht hat.
In der englischen Sprache heißen die Schneeglöckchen übrigens „snowdrops“, also „Schneetropfen“.
Wie begann der Schneeglöckchen-Hype in England?
Die Galantophilie ist noch ein recht neues Phänomen in England. Es waren britische Soldaten, die Mitte des 19. Jahrhunderts aus dem Krimkrieg Schneeglöckchen mitbrachten. Weil diese anders, größer – und nach Meinung vieler auch schöner – waren als die heimischen Arten, wurden englische Pflanzenexperten darauf aufmerksam. Besonders dem Botaniker Edward Augustus Bowles ist es zu verdanken, dass die Galanthophilie begründet wurde. So viel Engagement wird selbstverständlich gewürdigt, und deshalb wurde das Schneeglöckchen, das auf den Wiesen seines Herrenhauses in Nordlondon entdeckt wurde, nach im benannt.
Schneeglöckchen Sammler
Der Hype um das Schneeglöckchen ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts ungebrochen. Professionelle und Hobbyzüchter, Sammler und Fans der kleinen weißen Blume reisen in der kalten Jahreszeit regelmäßig nach Großbritannien um dem Schneeglöckchen zu huldigen. Neben Schneeglöckchen-Reisen gibt es Konferenzen, Seminare, Auktionen und Ausstellungen. Die Galantophilie ist dabei keine günstige Passion: für ganz besondere Schneeglöckchen wechseln schon mal bis zu 1.800 Euro für eine Pflanze den Besitzer. Günstigere Exemplare gibt es aber bereits ab 5 Euro.
Der englische Schneeglöckchenpapst
Der Schneeglöckchenkult hat mitunter schon religionsartige Züge, und wie in jeder verschworenen Gemeinschaft gibt es auch in der Galantophilie einen Guru. Der Gärtner Joe Sharman ist der Schneeglöckchenpapst, mit einer Sammlung, die seinesgleichen sucht und einer jährlichen Gala, deren Besuch der Traum eines jeden Schneeglöckchenfans ist. Doch Mr. Sharman sammelt nicht nur, er ist vor allem für seine Züchtungen bekannt – darunter das wohl gelbeste Schneeglöckchen namens „Primrose Warburg“.
Schneeglöckchenblüte in England
Die Schneeglöckchenblüte ist in Großbritannien und vor allem in England ein echtes Event. Ab Januar veranstalten Gärten, Parks und Herrenhäuser Schneeglöckchen-Wanderungen und Touren durch die riesengroßen weiß-grünen Blütenteppiche.
Die Kleinstadt Shaftesbury in Dorset hat sogar ihr eigenes „Snowdrop Festival“, mit Ausstellungen, Fachsimpelei, Afternoon Tea und ausgedehnten Mahlzeiten.
Mindestens ebenso berühmt für ihre Schneeglöckchen sind der Colesbourne Park in den Cotswolds sowie die Gärten des Herrenhauses Anglesey Abbey, neun Kilometer von Cambridge entfernt. Übrigens: Ein berühmter Nachfahre von John Elwes hält dessen Erbe in Ehren und führt mit dem Colesbourne Park einer der schönsten Orte, um die Schneeglöckchenblüte in England zu erleben.
Let’s go snowdropping: die schönsten Orte für Schneeglöckchen in Großbritannien
Die beste Zeit, um Schneeglöckchen in Großbritannien zu sehen ist zwischen Januar und März. Snowdrop-Walks und Events gibt es vor allem in England, aber mittlerweile auch in Wales, Schottland und Nordirland.
Schneeglöckchen in England
- Anglesey Abbey – die weitreichende Gartenanlage der ehemaligen Abtei ist einer der ersten Orte, an denen man Anfang des Jahres Schneeglöckchen sehen kann. Im Winter Garden befinden sich über 300 verschiedene Sorten, darunter teilweise sehr seltene Exemplare.
- Oxburgh Hall – In den Wäldern die das Landhaus Oxburgh Hall in Norfolk umgeben, blüht es zu Beginn des Jahres weiß und gelb. Blütenteppiche von Schneeglöckchen und gelbem Eisenhut verwandeln die Wälder in einen Traum in Pastell. Hier finden an den Wochenenden ab dem 26. Januar geführte Schneeglöckchentouren statt.
- Glendurgan Garden in Cornwall – ab Februar hat die Gartenanlage Glendurgan Garden geöffnet und Schneeglöckchen-Liebhaber erwartet ein riesiger weiß-grüner Blütenteppich.
- Trengwainton – ebenfalls in Cornwall, in der Nähe von Penzance, befindet sich der historische Garten Trangwainton in dem du ab Februar in Schneeglöckchenfeldern wandeln kannst. https://www.nationaltrust.org.uk/trengwainton-garden
- Cliveden – In den Wäldern von Cliveden in Buckinhamshire in der Nähe von London verteilen sich ausgewilderte Schneeglöckchen durch ganze Wälder.
Fountains Abbey – auch im Norden England gibt es viele Gelegenheit, Schneeglöckchen in voller Blüte zu sehen, wie zum Beispiel in Yorkshire. Die Klosterruine Fountains Abbey ist umgeben von einer großen Parkanlage, in der es meilenlange Wanderwege gibt, die von Schneeglöckchen gesäumt sind. Achtung: im Norden England blühen die Schneeglöckchen etwas später als im Süden.
Schneeglöckchen in Schottland
- Abbotsford House – das Abbotsford House in den Scottish Borders ist der perfekte Ort für ausgedehnte Winterspaziergänge in den Wäldern und entlang des Fluss Tweed. Abbotsford House ist zudem die Heimat des berühmten Dichters Sir Walter Scott, der sicherlich auch schon die Schönheit der Schneeglöckchen zu schätzen wusste.
- Dunninald Gardens – in Aberdeenshire befinden sich die familiengeführten Dunninald Gardens, ein verwilderter Garten und Waldgebiet, in denen im Winter ein ganzer Blütenteppich an Schneeglöckchen zu bewundern ist.
Danevale – in Danevale in Dumfries und Galloway wird die Tradition des „Snowdroppings“ schon seit den 1950er Jahren hochgehalten. Bei ausgedehnten Spaziergängen durch die Wälder und entlang des Fluss Dee gibt es nicht nur Schneeglöckchen sondern auch andere früh blühende Pflanzen zu bestaunen.
Schneeglöckchen in Wales
- Dyffryn Gardens – über 80.000 Schneeglöckchen wurden in den Dyffryn Gardens in Cardiff gepflanzt, mit der Hilfe von Besuchern, Schulen und lokalen Organisationen.
- Plas yn Rhiw – Im Nordwesten von Whales liegt die Halbinsel Lleyn und im dortigen Herrenhaus Plas yn Rhiw befinden sich wunderschöne Gärten mit Schneeglöckchen und einer spektakulären Aussicht bis hin zum Meer.
Schneeglöckchen in Nordirland
- Castle Coole – In der Landschaftsparkanlage des Castle Coole im County Fermanagh kannst du bei den Winter Walks durch ganze Teppiche von Schneeglöckchen wandern. https://www.nationaltrust.org.uk/castle-coole
Weitere Orte für Großbritannien, Infos zu Schneeglöckchen-Touren und Events findest du auf der Website des National Trust.