Eva ist wie ich Reisebloggerin, und so habe ich sie auch kennen gelernt. Als „Burgdame“ berichtet sie von den Burgen, Schlössern und Gutshäusern dieser Welt. Im Gedächtnis geblieben ist mir Eva allerdings nicht wegen ihrer Burgenliebe, sondern wegen eines Satzes, den ich sie mal beiläufig bei einem Blogger-Frühstück sagen hörte:
„Ich bin Teetrinkerin. Aber wenn es keinen guten Tee gibt, dann trinke ich Kaffee.“ Die Frau musst du dir merken, dachte ich mir damals. Und heute bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob sie diesen Satz wirklich gesagt hat, oder ob es nur Wunschdenken war. Ich fand ihn einfach sehr passend als Einstieg in unser Interview – und einige gemeinsame Tassen Tee später freue ich mich, dass Eva nun hier ihren Lieblingstee vorstellt und verrät, warum es bei ihr nie Matcha Latte geben wird.
Deine erste Tasse Tee – kannst du dich daran erinnern und wenn ja, wie schmeckte sie dir?
Ich bin in Polen aufgewachsen und dort wird immer und zu jeder Gelegenheit Tee getrunken. Polen ist auf dem vierten Platz der europäischen Teetrinkernationen. An der Spitze ist natürlich Großbritannien, danach Irland und Russland. Schon in meiner Kindheit hat meine Familie sehr viel Tee getrunken. In Polen ist es gar nicht so unüblich, dass zu einem festlichen Dinner oder Menü unter anderem Tee gereicht wird. Schon als Kind habe ich schwarzen Tee mit viel Zucker bekommen oder aber Pfefferminztee (wobei das ja eigentlich kein Tee ist).
Welche Rolle spielt Tee in deinem Alltag?
Ich trinke immer und überall Tee. Im Büro sind es meistens Teebeutel, zu Hause ziehe ich losen Blatttee vor. Ich habe immer irgendwo eine Kanne Tee rumstehen. 2-3 Liter Tee täglich sind für mich normal. Ich trinke aber nicht nur schwarzen oder grünen Tee, sondern auch andere Infusionen, wie Kräuter- oder Rooibuschtee. Nur Früchtetee mag ich nicht allzu gerne.
Während meines Studiums habe ich 5 Jahre in einem Tee-Fachgeschäft gejobbt, spätestens dort wurde meine Teeliebe sehr gefestigt und vor allem haben sich meine Kenntnisse über Tee sehr erweitert. Spätestens seit dieser Zeit schätze ich guten Tee sehr, also richtigen Tee aus der Teepflanze. Richtiger Tee ist für mich Schwarz-, Oolong und Grüntee, die ich beide sehr gerne trinke.
Pflegst du bestimmte Tee Rituale?
Nein, eigentlich nicht. Am Wochenende oder an freien Tagen habe ich es gerne, wenn ich meinen Tee und Kuchen vom antiken Porzellan genießen kann. Im Alltag greife ich aber zu spülmaschinentauglichen Utensilien.
Tee No Gos – Was geht für dich gar nicht?
Darjeeling mit Milch – No Go! Dieser absolut feine und milde Schwarztee darf nicht mit Milch getrunken werden, egal, ob er im Frühjahr, Sommer oder Herbst geerntet wurde. Die Milch zerstört den zarten Geschmack des Tees.
Milch oder Sahne passen perfekt zu den kräftigen Schwarztees, wie Assam oder Ceylon oder zu den kräftigen Teemischungen. Es soll tatsächlich auch Menschen geben, die grünen Tee mit Milch trinken. Auch das ist für mich ein Sakrileg. Bei mir wird es nie einen Matcha-Latte geben.
Wo bekommt man eine sehr gute Tasse Tee?
An dieser Stelle möchte ich gerne etwas Werbung für meine Wohngegend machen, denn in Westfalen bin ich zwar von Kaffeetrinkern umgeben, doch es gibt hier einige Lokale, die sehr guten Tee anbieten.
Das Café Nostalgie in Bielefeld-Jöllenbeck hat eine hervorragende Teeauswahl. Schon alleine drei verschiedene Oolong-Tees sind einen Besuch wert, denn Oolong bekommt man selten in einem Café.
Eine wunderbare Entdeckung war für mich das High-Tea-Café im Kloster Bentlage. Die Auswahl der Tees ist sehr gut, auch wenn ich mir wünschen würde, dass der Tee im Kännchen und nicht im Glas serviert wird. Die Kuchenspezialitäten und die hausgemachten Scones waren überragend.
Und zuletzt noch mein Lieblingslokal in Paderborn, es ist La Petite Galerie. Eigentlich ist es ein Restaurant mit hervorragender Küche. Man bekommt aber auch eine sehr gute Teeauswahl und leckeren Kuchen.
Evas Lieblingstee: Formosa Fancy Superior Oolong
Wann und wo hast du diesen Tee zum ersten Mal getrunken?
Vorstellen möchte ich einen Oolong aus Taiwan, den Formosa Fancy Superior Oolong. Oolong ist ein “halbfermentierter” Tee, die Fermentation der Teeblätter wird unterbrochen. Es ist quasi ein Zwitter zwischen einem grünen Tee und einem schwarzen Tee. Wenn die Fermentation schnell abgebrochen wird, ist der Oolong eher einem Grüntee ähnlich. Wenn der Fermentationsprozess der Blätter erst zu einem späten Stadium unterbrochen wird, ähnelt der Oolong eher einem leichten Schwarztee. Die besten Oolongs kommen übrigens aus Taiwan.
Was magst du an diesem Tee besonders gern? Wonach schmeckt er?
Das Besondere am Oolong ist, dass er viel der guten Inhaltsstoffe eines Grüntees mit dem Geschmack eines Schwarztees vereint. Dieser hier schmeckt nach einem milden und nussigen schwarzen Tee. Ein Vergleich ist schwer, er hat etwas von einem Darjeeling aus der Sommer- oder Herbsternte, aber noch mehr von einem chinesischen Yunnan.
Eine weitere Besonderheit der Oolongs ist, dass man sie oft mehrfach aufgießen kann und sie verlieren nicht an Geschmack. Die Blätter des Oolongs sind groß, sie entfalten sich mit jedem Aufguss mehr.
Wie trinkst du ihn?
Natürlich ohne Milch, denn für Milch ist er zu mild. Die Ziehzeit bei einem Oolong sollte bei 2-3 Minuten liegen. Bei den stärker fermentierten ist es nicht schlimm, wenn er etwas länger zieht. Aber wenn man ihn mehrfach aufgießen möchte, sollte die Ziehzeit eingehalten werden. Durch das mehrmalige Aufgießen relativiert sich der höhere Preis ganz schnell.
Tee trinke ich grundsätzlich ohne Zucker. Als Teenie habe ich in einer Mädchenzeitschrift gelesen, wie viele Kalorien man pro Jahr einsparen kann, wenn man Tee und Kaffee ohne Zucker trinkt. Das hat mich nachhaltig beeindruckt.
Mit wem würdest du gerne mal so eine Tasse Tee trinken und warum?
Den Tee müsste ich mit einem Teeliebhaber trinken, der die Besonderheit eines Oolongs zu schätzen weiß. Eine besondere Person kann ich hier aber nicht nennen.
Mehr über Burgdame Eva
Eva bloggt als Burgdame über Schlösser, Burgen, Guts- und Herrenhäuser. Wenn sie nicht gerade am Teetrinken oder bloggen ist, arbeitet und lebt sie in Paderborn und versucht, ihre Rosen so üppig hinzubekommen wie in einem englischen Landschaftsgarten.
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