Als Au Pair nach England, das hört man heutzutage nicht mehr so oft. Dabei ist ein Au Pair Aufenthalt eine gute Methode für junge Menschen, das Land und seine Bewohner nicht nur als Tourist, sondern als Einwohner auf Zeit kennen zu lernen. Wie es so ist als Au Pair in England, wie die Au Pair Realität aussieht und ob so ein Au Pair Aufenthalt eine gute Idee ist oder nicht: das erzählt Nicola, die das Abenteuer Au Pair in England gewagt hat.

Was bedeutet „Au Pair“ eigentlich und was macht man da?

Das Prinzip des Au Pairs beruht auf Gegenseitigkeit, wie der aus dem französischen entnommene Begriff („au pair“ = im Gegenteil) deutlich macht. Meist sind es junge Frauen (manchmal auch junge Männer) die zum Beispiel nach dem Abitur eine Weile in einer Gastfamilie leben und bei der Kinderbetreuung und im Haushalt helfen. Im Gegenzug erhalten sie gratis Kost und Logis und ein wenig Taschengeld.

Vom Bodensee nach Cambridge – Nicolas Abenteuer als Au Pair in England

Das Abenteuer Au Pair in England führte Nicola aus einer kleinen Stadt am Bodensee nach ihrem Abitur und ihrer Schneiderlehre für neun Monate nach Cambridge. Die romantische Vorstellung vieler, als Au Pair als vollwertiges Familienmitglied aufgenommen zu werden, erfüllte sich in Nicolas Fall nicht. Auch was das Arbeitspensum und ihren Aufgabenbereich betraf klafften die Vorgaben des Au Pair Programms und die Realität auseinander. Au Pair in England, ein Reinfall? Nicht aus Nicolas Sicht. Sie erzählt, was sie aus ihrer Zeit gelernt hat, wo es ihr am besten gefallen hat und wie sie ihre Zeit als Au Pair in England geprägt hat – und ob sie das alles noch einmal machen würde.

Nach England als Au Pair? Eigentlich nur die zweite Wahl für Nicola

Ursprünglich wollte Nicola nach Irland und nicht wie viele ihrer Freundinnen nach Australien oder Amerika. Allerdings gab es da einige Probleme, wodurch ihr dann Familien in England vorgeschlagen wurden. „Das war aber auch nicht weiter schlimm, weil ich so eben mehr von England sehen konnte. Es war seit Ende der zehnten Klasse klar, dass ich, weil ich Englisch in der Oberstufe abgewählt hatte, nach der Schule ins englischsprachige Ausland möchte, um mein Englisch zu verbessern. Welches Land es dann schlussendlich wird, war mir prinzipiell egal.“

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Nicolas zweite große Liebe: Irland. Credit: Nicola D.

Als Au Pair nach England – auf eigene Faust oder mit einer Au Pair Organisation?

Nicola entscheidet sich für die deutsche Vermittlungsagentur TravelWorks. Ihr war es wichtig, für ihren Aufenthalt die Hilfe einer Organisation in Anspruch zu nehmen. Nur so war garantiert,   dass sie auch vor Ort einen Ansprechpartner hatte, falls es irgendwelche Probleme geben sollte. Andere Au Pairs, die sich ihre Gastfamilie selbst über Plattformen wie zum Beispiel ‚Aupairworld‘ organisierten, konnten auf solch eine Unterstützung im Hintergrund nicht zählen. Für den Extra-Service müssen junge Menschen unter Umständen etwas tiefer in die Tasche greifen. Während viele Plattformen zur Eigenorganisation für Au Pairs kostenlos sind, muss für die Dienstleistung von Austauschorganisationen eine Servicegebühr entrichtet werden. Die erfolgreiche Vermittlung kostet bei Organisationen wie TravelWorks ab €320, darin eingeschlossen ist eine 24-Stunden-Notrufnummer für alle Fälle.

Au Pair in England: Bewerbungsprozess und die Suche nach einer geeigneten Gastfamilie

Nicola füllte einige Formulare aus und verfasste einen Brief an ihre zukünftige Gastfamilie. Zudem gab sie an, ob sie lieber in der Stadt oder auf dem Land leben wollte und welches Alter ihre Gastkinder idealerweise haben sollten. Die Vermittlungsorganisation suchet Familien aus, denen Nicolas Bewerbung zugeschickt wurde, Nicola wiederum erhielt Zugang zu den Profilen der Familien. Mit drei davon fand ein Skypetermin statt und bei einer „hat es sofort gefunkt“. Alles Organisatorische wurde geregelt, der Vertrag unterschrieben und dann konnte es auch schon losgehen, das Abenteuer Au Pair in England.

Naja, fast, denn erst gab es noch einen kleinen Rückschlag: mit der ersten Wahl der Gastfamilie klappte es nicht, da denen Nicolas ursprünglicher Wunsch-Einsatzzeitraum von einem halben Jahr zu kurz war. Ein Ersatz war jedoch schnell gefunden und Nicola freute sich auf ihre Zeit bei der neuen Hostfamily, die aus einer Schottin, einem Norweger und deren zwei Kinder im Alter von 13 und 15 Jahren bestand: „Es hat gepasst, das Alter der Kinder war mir letztendlich nicht so wichtig. Die Lage war auch gut: die nächst größere Stadt war Cambridge und mein zukünftiger Wohnort in einem Dorf, das sechs Meilen außerhalb lag. Und mit dem Zug war ich in maximal einer Stunde in London.“

Kids kutschieren, Essen kochen, Küche putzen: Der Au Pair Alltag ist alles andere als Urlaub

Du unterstützt deine Gastfamilie bei der Kinderbetreuung und leichten Hausarbeiten: Zum Beispiel machst du die Kinder morgens fertig für den Tag, hilfst ihnen, die Zimmer aufzuräumen und ihre Betten zu machen, bereitest Frühstück und Mittagessen vor, stellst sicher, dass die Schulsachen gepackt sind, bringst die Kinder zur Schule bzw. zum Kindergarten und holst sie wieder ab, hilfst ihnen bei den Hausaufgaben, spielst mit ihnen und betreust sie am Nachmittag. (Quelle: TravelWorks). So könnte laut TravelWorks der typische Tag eines Au Pairs aussehen. Das deckt sich mit den Beschreibungen anderer Organisationen.

Der Au Pair Alltag beginnt um 7 Uhr morgens

In Nicolas Gastfamilie sah das etwas anders aus. Das lag zum einen daran, dass ihre Gastkinder schon älter und weitgehend selbständig waren, zum anderen, dass sie auch für Hausarbeit eingesetzt wurde, die eigentlich nicht Bestandteil des Au Pair Vertrags sind. Ihr Tag geht morgens kurz vor sieben Uhr los. Nachdem sie die Kinder mit dem Auto in die Schule gebracht hat, ist sie bis Nachmittags mit Küchendienst und Wäsche waschen und bügeln beschäftigt. Zweimal in der Woche muss sie zudem mehrere Räume staubsaugen und das Bad putzen. Viel Zeit für Ausruhen bleibt da nicht: „Nachmittags gegen 15:15 bin ich dann losgefahren zur Schule. Ich musste ein bisschen früher als 16:00 kommen, um noch einen Parkplatz zu bekommen und in der Zeit konnte ich dann im Auto lesen oder etwas dösen.“

Zuhause angekommen geht’s dann auch gleich weiter: Dinner besprechen, Dinner kochen, gemeinsames Essen, Küche aufräumen. Um 19 Uhr heißt es dann endlich: Freizeit. Außer, die Gast-Mom oder der Das hatten noch ein paar Sonderwünsche, wie zum Beispiel Pakete zur Post zu bringen, Betten zu beziehen oder einige Aufgaben der Putzfrau zu erledigen. Denn ja, es gab eine Putzfrau – doch die kam des öfteren nicht. Nicola ist sich bewusst, dass sie diese Aufgaben nicht machen muss, nein sagen kann sie aber dennoch nicht.

Au Pair: Gast-Tochter oder Angestellte?

„Da ich das siebte und letzte Au-pair für diese Familie war, war es für sie nichts mehr Neues, so wie für mich. Natürlich wurde ich freundlich aufgenommen von meinen Hostparents, wobei ich so meine Schwierigkeiten hatte, an die Mädels ran zu kommen, beziehungsweise richtig von ihnen akzeptiert zu werden.“ Das liegt an mehreren Faktoren: Die ältere Tochter hatte das ganze Jahr Stress durch ihren High School Abschluss und musste viel lernen und wollte meistens ihre Ruhe. Nicht so einfach für Nicola, hier eine Beziehung aufzubauen, doch im Laufe der Zeit nähern sich Au Pair und Gastkind an. Mit der jüngeren Tochter war es einfacher: „Sie war zwar etwas in sich zurück gezogen, hatte ihre Angewohnheiten und Eigenarten, an die mich erst einmal gewöhnen musste, aber ansonsten sind wir gut miteinander ausgekommen.“

Das schönste am Au Pair Aufenthalt: Freundschaften und Ausflüge

„An meiner Zeit in England hat mir gefallen, dass ich viele neue Leute kennen lernen durfte, immer wieder neue, und mit denen ich zum Teil Freundschaften geschlossen habe, die bestimmt nicht so schnell wieder im Sand verlaufen.“ Mit den anderen Au Pairs unternimmt Nicola viel: Picknicks im Park oder Ausflüge in die Umgebung.  „Ich war des Öfteren in London, im Herbst, Winter und Frühling, habe viele schöne Ecken  dort entdeckt und insgesamt sind wir bestimmt einige Kilometer zusammen gelaufen, neben den ganzen Tube-Fahrten. Außerdem haben wir auch Roadtrips und Fahrten mit der Cambridger Organisation Travelsights gemacht und dadurch einige Städte in England besucht und nebenher etwas von der Landschaft gesehen.“

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Roadtrip mit den Au Pair Freundinnen. Credit: Nicola D.

Au Pair in England: Putzhilfe oder vollwertiges Familienmitglied?

Bei ihren Gasteltern spürt Nicola einen deutlichen Unterschied, was ihre Stellung innerhalb der Familie angeht: „Mit meinem Hostdad hab ich mich super verstanden und er hat auch öfter erwähnt, dass ich wirklich als ein zu respektierendes Familienmitglied behandelt werden muss. Bei meiner Hostmum hatte ich mal das Gefühl, dass sie mich nur wie eine Angestellte sieht, die für ihre Arbeit bezahlt wird.“ Diese fehlende Wertschätzung führt auch dazu, dass Nicola echte Probleme mit ihrer Gastmutter bekommt: „Am wenigsten hat mir gefallen, mit welchem Ton meine Hostmum manchmal mit mir geredet hat, dass ich eine nicht ganz so schöne Meinungsverschiedenheit mit ihr hatte, weil sie es mit meinen Urlaubstagen ganz genau nahm und mir die zustehenden Feiertage von  den Urlaubstagen abziehen wollte und dass ich tatsächlich mehr Putzfrau und Haushaltshilfe war als dass ich mit den Mädels zu tun hatte, was mir so vorher nicht gesagt wurde.“

Verliebt in Cambridge

Welcher Ort in England Nicola am besten gefällt? Da zögert sie nicht lange: „Vielleicht liegt es daran, dass ich in der Stadt neun Monate Zuhause war, aber ich würde bei dieser Frage sofort Cambridge sagen! Die ganzen Colleges in der Stadt haben ihr eigenes Flair und dazu kommen die schönen Parks und natürlich die Cam. (Weiterlesen? Hier geht es zur Postkarte aus Cambridge). Danach würde ich York und Bath nennen. Zwei Städte, in denen ich zwar nicht lange war, aber die mir sofort gefallen haben und wo ich auch gerne nochmal hinreisen würde. Bei den Orten, die ich gesehen habe, steht aber auch Edinburgh sehr weit vorne, auch wenn es keine englische Stadt ist. Ich habe dort fast drei Tage verbracht und wäre gerne noch länger geblieben, um noch mehr von der Stadt sehen zu können.“

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Nicolas Lieblingsstadt: Cambridge. Credit: Nicola D.

Als Au Pair in England: Sehnsucht nach Schnee und Schwarzbrot

Was Nicola in ihrer Zeit als Au Pair in England vermisst hat? Ihre Familie und Freunde ein bisschen, Schwarzbrot ganz doll: „Natürlich habe ich meine Familie und meine Freunde ab und zu vermisst, dass ich einfach mit ihnen am Tisch sitzen kann, um sich über alles Mögliche austauschen zu können. Allerdings hatte ich eigentlich nie wirklich Heimweh, da man ja auch skypen konnte, allerdings eben nur zu verabredeten Zeiten und nicht einfach mal so. Was ich allerdings wirklich sehr vermisst habe, was das deutsche Brot, so dass ich ab und zu zum Schwarzbrot gegriffen habe.“ Allgemein fehlt Nicola die gesunde Ernährung, die sie von ihrer eigenen Familie kennt: „Inmeiner Hostfamily wurde viel in der Mikrowelle warm gemacht und mit fertig abgepackten Produkten gekocht, was ich so von Zuhause gar nicht kannte.“

Was auch fehlt: der deutsche Winter: „Vermisst habe ich  auch den Schnee, die Winterreifen und das Skifahren im Winter. Es gab zwar mal sehr kalte Tage unter Null Grad mit Frost, aber da war ich froh, wenn es schnell wieder etwas wärmer war und nicht geschneit hat, weil ich nämlich keine Winterreifen auf dem Auto hatte.“

Wenn die Musik fehlt…

Weil Nicola aus einer sehr musikalischen Familie kommt und es zu Hause keine Woche gibt, in der nicht irgendwann mal das Klavier, die Trompete, die Geige oder das Schlagzeug erklingt und geübt oder gesungen wird, ist die fehlende Musik in der englischen Gastfamilie ein echtes Problem:  „Im Haus meiner Hostfamily war es immer so still. Ich habe dann meine Musik im Zimmer gehört – ansonsten wäre ich vermutlich verrückt geworden ohne Musik!“

Eine tolle Zeit als Au Pair dank Freunden, Land und Leuten

Dass Nicola an ihren Au Pair Aufenthalt in England trotz der Probleme innerhalb der Gastfamilie gern zurück denkt, verdankt sie den Freundschaften, die sie dort geschlossen hat und das Land, in das sie sich verliebt hat. Was fehlt ihr nach ihrer Rückkehr?

„Jetzt in Deutschland zurück vermisse ich zuerst einmal alle meine Freunde, die ich dort kennen gelernt habe. Wir werden uns hoffentlich alle wieder sehen, aber vermutlich nie wieder alle zusammen, so wie wir jetzt in Cambridge und Umgebung bis London zusammen waren. Jederzeit konnten wir uns sehen und wieder etwas zusammen unternehmen, was jetzt einfach nicht mehr geht.

Große Liebe Cambridge

Dann vermisse ich natürlich auch die Stadt Cambridge. Einfach nur am Wasser des Flusses sitzen oder in einem der Parks wird in nächster Zeit nicht so schnell wieder möglich sein.  Genauso wenig wie das Bummeln durch die Straßen, zwischen den Colleges hindurch und über den Marktplatz.

Au Pair – bevor der Ernst des Lebens beginnt

Was ich sicher auch noch vermissen werde, ist die Unbekümmertheit, mit der man in England gelebt hat. Klar hatte man die Verantwortung  für Kinder, auf die man als Aupair aufpassen muss. Aber  während der Zeit braucht man sich nicht groß Gedanken zu machen, was Zuhause ist und was man nach dem Auslandsaufenthalt machen wird, sondern vielleicht nur, wo der nächste Ausflug hin geht. Ich habe während meiner Aupairzeit Bewerbungen geschrieben und hatte Zuhause Bewerbungsgespräche. Andere haben sich an Unis beworben. Aber das passiert so nebenher, während der Woche, sodass für die meisten das ganze Wochenende frei zur Verfügung steht und man  an solche organisatorischen Dinge nicht denken muss.

Was ich auch etwas vermisse, ist die gesalzene Butter, und auch die zum Teil billigeren Obst- und Gemüsepreise.  Spaß: Ich vermisse trotz Hausstauballergie den Teppichboden aus meinem Zimmer, auf dem ich angefangen habe, regelmäßig meine Yogaübungen zu praktizieren.“

Au Pair in England: Lernen fürs Leben

Als Au Pair wächst man über sich heraus, entdeckt neue Dinge in der Welt und auch an sich selbst. Nicola hat in ihrer Zeit als Au Pair in England viel gelernt:

„Ich habe gelernt, dass es einfacher sein kann, auf Menschen zu zu gehen, wenn man offener ist. Ich würde mal von mir behaupten, dass ich nie die mega Schüchterne war, aber wenn es um neue Leute ging, die ich nicht kannte, war ich schon immer zuerst etwas zurückhaltender. Um aber in so einer Zeit direkt Freunde zu finden, musste ich eben ein bisschen über meinen Schatten springen.

Außerdem musste ich mich am Anfang erst einmal dran gewöhnen, dass ich ja jetzt Englisch reden muss, jedenfalls in meiner Familie und auch mit vielen anderen Leuten, und das nach über 3 Jahren nicht Beachten der Sprache. Da war es klar, dass das Englisch nicht perfekt ist. Ich wollte immer perfekte bzw. richtige Dinge von mir geben, sodass ich oftmals erst ewig überlegt habe und es dann ab und zu einfach gelassen habe. Doch das ist ja nicht der  Sinn der Sache. So habe ich angefangen, zu sprechen, egal ob es jetzt grammatikalisch korrekt war oder nicht. Solange verstanden wurde, was ich meine und ich bestenfalls noch verbessert wurde, war alles gut.

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Ausflug nach London. Credit: Nicola D.

In anderer Sache ist mir bewusst geworden, wie froh und unendlich dankbar ich bin, dass ich so aufwachsen durfte und erzogen wurde wie es war. Und ich hoffe, dass ich das auch irgendwann so meinen Kindern weiter geben kann.  So oft musste ich den Kopf darüber schütteln, was in meiner Hostfamily anders oder tatsächlich schief gelaufen ist bzw. läuft. Mir ist klar, dass jede Familie anders ist, aber ein paar Dinge sollten für alle gleich gelten, wie z.B. dass man mit mindestens zwölf Jahren dann langsam mal die Uhr lesen müssen könnte, Schuhbändel schnüren können müsste. Außerdem werde ich nicht Essen wegschmeißen, nur weil es vielleicht eine kleine Macke hat oder die Waschmaschine anschmeißen für  –etwas übertrieben–eine Socke.

Der Au Pair Aufenthalt als Digital Detox Experiment

Heutzutage hat jeder ein Handy, ist immer erreichbar und muss ständig checken, ob man irgendeine Nachricht bekommen hat. Wenn man in einem anderen Land ist, weit weg von der Familie und den Freunden möchte man natürlich auch gerne jederzeit mit diesen in Verbindung stehen und mitbekommen, was Zuhause so passiert, wenn man sich schon nicht face to face sehen kann. Ich habe auch versucht, auf die Nachrichten meiner Freunde immer sofort zu antworten, aber ich habe es nicht hinbekommen. Ich konnte nicht die ganze Zeit am Handy sein. Manchmal musste ich einfach die Ruhe genießen und wenn ich mit den anderen Aupairs unterwegs war, haben wir uns unterhalten und da wollte ich dann auch gar nicht ständig am Handy sein. Ich habe gerne Bilder gemacht, auch mit dem Handy, die ich dann meinetwegen auf Snapchat oder Instagram in meine Story geladen habe. So konnte jeder, der es wollte, sehen, wo ich bin und was ich mache. Aber ich hatte manchmal erstens keine Zeit, um ständig Nachrichten zu schreiben, weil ich beschäftigt war und zweitens keine Lust, ständig am Handy zu sein, weil ich auch mal die nicht-online-Welt um mich haben wollte.

Als Aupair lebt man in einer anderen Familie, ist praktisch ein weiteres Familienmitglied, allerdings fühlt man sich immer irgendwie als Gast. Man darf sich zwar am Kühlschrank bedienen und in dem Haus wohnen, aber man gehört eben doch nicht so dazu, dass man unbedingt etwas zu negativen Angewohnheiten sagen dürfte. So muss man eben darüber hinweg sehen, sich denken, dass es einen ja gar nicht stört und damit leben. Solche Situationen gibt es sicher nicht nur in einer Au Pair Familie.“

Au Pair in England: eine gute Idee oder nicht?

Als Au Pair nach England: Würde Nicola es wieder tun? „Es ist auf jeden Fall eine super Möglichkeit,  die Sprache des Landes zu lernen oder zu verbessern, eine sichere Bleibe zu haben, anders als bei Work and Travel beispielsweise und wenn man gut mit Kindern kann, kann man seine Erfahrungen erweitern, was nie schaden kann.  Ich persönlich habe aber gemerkt, dass es eigentlich nicht für jede Familie gut ist, ein Aupair zu haben, weil  die Kinder zu sehr verwöhnt werden, die Eltern zum Teil kaum sehen und es auch nicht einfach haben, sich alle paar Monate an ein neues Aupair gewöhnen müssen. Theoretisch würde ich es schon nochmal machen, allein um einfach noch die Gepflogenheiten einer anderen Familie kennen zu lernen, würde dann aber vorher mehr von der Familie wissen wollen und dann vermutlich auch nicht nochmal so lange bleiben.“

Vielen Dank Nicola für dieses ausführliche Interview!