Wenn du keine Ahnung hast, wer oder was Doctor Who ist, dann bist du hier richtig. Alles, was du über die britische Kultserie wissen musst und wie du vom Anfänger zum echten Whovian wirst.  Dr. Who für Einsteiger, Wiedereinsteiger und Fans britischer Serien — aber Achtung: Suchtgefahr!

Ich oute mich jetzt: ich bin kein Whovian. Nicht, dass ich die Kultserie um Doctor Who nicht mag, nein, noch schlimmer: ich habe sie noch nie gesehen. Mehr und mehr denke ich allerdings, dass ich dadurch einen wichtigen Teil britischer Kultur verpasse, schließlich liebe ich britische Serien und besuche gerne Drehorte, wie zum Beispiel von Inspector Barnaby oder Downton Abbey. Und spätestens seit eine meiner Lieblingsschauspielerinnen, Jodi Whittaker (Broadchurch) der „neue Doctor“ geworden ist, bin ich total erpicht darauf, endlich in das Doctor Universum einzutauchen. Anfängerhilfe habe ich mich von einer echten Expertin geholt: Meike bloggt auf Seriennotizen über, na was wohl? Oder, um es mit ihren eigenen Worten zu sagen: „Ich sehe Serien und schreibe darüber.“

Warum ist Doctor Who eigentlich so beliebt?

…das ist nur eine der vielen Fragen, die wahrscheinlich nicht nur ich mir stelle. Wenn man sich mit britischer Popkultur beschäftigt, kommt man um Dr. Who einfach nicht herum. Bisher war es mir aber tatsächlich etwas unangenehm, Fragen wie die folgenden öffentlich zu stellen:

  • Was ist Doctor Who?
  • Wer spielt Doctor Who?
  • Was ist so toll an Doctor Who?
  • Seit wann gibt es Doctor Who?
  • Wer ist der beste Doctor Who?
  • Muss ich das überhaupt gucken und warum?

Denn, seien wir ehrlich: Doctor Who nicht zu kennen ist eine echte Wissenslücke. Jetzt aber: Schluss damit. Abhilfe muss her. Und die kommt in Form von Meike von Seriennotizen. Ich habe mich getraut und ihr all‘ die Fragen zu stellen, die in meinem Gehirn herumgesitern, seitdem ich das erste mal von Doctor Who gehört habe (das war übrigens in einem BBC-Shop in Birmingham, wo es Doctor Who Tassen, Doctor Who Bücher und andere Doctor Who Fanartikel zu kaufen gab).

INTERVIEW

Doctor Who Anfängerfragen — beantwortet von Serienexpertin Meike

Wie würdest Du jemandem, der noch nie Doctor Who gesehen hat, die Serie erklären?

Darin habe ich inzwischen einige Übung, weil die Serie in Deutschland erstaunlicherweise immer noch ziemlich unbekannt ist. Also: Doctor Who ist eine britische Science Fiction-Serie, die in Großbritannien schon in den 1960er Jahren lief und dort als Kultserie gilt. Die Hauptfigur ist der Doctor, ein sogenannter Time Lord vom Planeten Gallifrey, der durch Raum und Zeit reist und regelmäßig das Universum rettet. Für seine Reisen benutzt er die TARDIS, die von außen aussieht wie eine alte britische Polizei-Zelle, tatsächlich jedoch eine hochentwickelte Raum-Zeitmaschine ist. Begleitet wird er meistens von einem oder mehreren „Companions“, in der Regel Menschen aus unserer Gegenwart, die er bei seinen Besuchen auf der Erde aufgabelt.

Soweit die Kurzversion der Erklärung. Eine etwas längere Beschreibung habe ich in meinem Blog veröffentlicht, die ist aber ebenfalls alles andere als abschließend. Auch aufgrund der langen Laufzeit ist das „Whoniverse“, also das fiktive Universum, in dem Doctor Who spielt, inzwischen so komplex, dass es dazu einige lange Wikipedia-Einträge gibt. Wichtig wäre aber noch zu wissen, dass die Serie in den 1980er Jahren schon einmal beendet war und 2005 neu aufgelegt wurde. Ich habe bisher nur die Neuauflage gesehen, weshalb sich meine Antworten auf die nächsten Fragen auch nur darauf beziehen.

Was macht das besondere an Doctor Who für dich aus?

Wie so oft ist es eine Mischung aus verschiedenen Elementen, die mich anspricht. Da ist das Science Fiction-Element, die Reisen durchs Weltall zu anderen Planeten, aber auch durch die Zeit, sowohl in die Zukunft als auch die Vergangenheit. Ich habe mich immer schon für Geschichte interessiert und finde es sehr unterhaltsam, wenn in der Serie historische Figuren mit dem Doctor konfrontiert werden oder eine historische Begebenheit aufgegriffen und dann für die Zwecke der Story der jeweiligen Folge abgewandelt und neu interpretiert wird.

Dann sind da die abwechslungsreichen Figuren. Eine der Besonderheiten an Doctor Who ist, dass sich die Figuren und Figurenkonstellationen immer wieder ändern. Es findet nicht nur bei den Companions ein regelmäßiger Wechsel statt, sondern auch die Figur des Doctors selbst wird alle paar Staffeln quasi neu erfunden. Wenn ein Time Lord im Sterben liegt, kann er sich regenerieren. Er bekommt dabei nicht nur einen neuen Körper, sondern auch eine völlig neue Persönlichkeit. Dadurch konnten seit den 1960er Jahren immer wieder neue Schauspieler die Rolle übernehmen bzw. jetzt zum ersten Mal mit Jodie Whittaker eine Schauspielerin, was ich sehr spannend finde.

Etwas, das mir an Doctor Who gut gefällt, ist zudem die Vielfalt der Figuren, vor allem auch der Frauenfiguren. Dadurch, dass der Doctor im Laufe der Zeit immer wieder unterschiedliche Begleiterinnen hatte, konnten auch sehr unterschiedliche Typen von Frauen dargestellt werden, mit unterschiedlichem sozialen und familiären Hintergrund, unterschiedlicher Hautfarbe und auch unterschiedlicher sexueller Orientierung. Auch und gerade bei dem letzten Punkt ist die Serie zudem angenehm entspannt: Bereits mehrere Figuren wurden als bi- oder sogar pansexuell dargestellt, im erweiterten Freundeskreis des Doctors gibt es ein lesbisches Ehepaar und die bisher letzte Begleiterin, Bill, liebte ebenfalls Frauen.

Und last but not least ist ein Element, das ich an Doctor Who sehr liebe, die Musik. Ohne die großartige musikalische Untermalung durch die Kompositionen von Murray Gold hätte mich die ein oder andere Szene vielleicht weniger emotional berührt als sie es getan hat.

Dein Rat für mich als Doctor Who Anfängerin: wie und wo steige ich ein?

Das bin ich tatsächlich auch schon öfter gefragt worden. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Ich habe bisher von niemandem gehört, der tatsächlich ganz am Anfang, also bei der ersten Folge aus dem Jahr 1963, eingestiegen ist. Ich selbst habe mit der ersten Folge der Neuauflage aus 2005 angefangen, da ist der Funke bei mir aber nicht gleich übergesprungen. Erst als ich sie nach einiger Zeit noch mal gesehen habe und dann gleich die zweite Folge hinterher, habe ich weitergeguckt und nach Folge 3 war ich dann spätestens „am Haken“. Wenn man also gern am Anfang einer Serie einsteigt, würde ich empfehlen, mindestens bis einschließlich Folge 3 zu gucken.

Ansonsten ist ein guter Tipp, den ich mal gehört habe, mit einem neuen Companion einzusteigen. Das würde ich allerdings insofern etwas einschränken, als sich meines Erachtens nicht alle gleich gut dafür eignen. Aus meiner Sicht könnte das mit Martha Jones (Staffel 3, Folge 1 „Smith and Jones“), Amy Pond (Staffel 5, Folge 1 „The Eleventh Hour“) oder Bill Potts (Staffel 10, Folge 1 „The Pilot“) ganz gut funktionieren.

Eine Freundin von mir war da letztlich ganz pragmatisch. Da die Serie aktuell bei Netflix in Deutschland erst ab Staffel 5 verfügbar ist, hat sie einfach damit angefangen.

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Ein echter Whovian: meine Freundin Steffi von https://www.instagram.com/stefwrites/ Mitterweile übrigens mit Mehrweg-To-Go-Becher unterwegs, natürlich im Doctor-Who-Design, wie du weiter unten sehen kannst. (Fotocredit: S. Paass)

Die beste Doctor Who Staffel ist…?

Staffeln 3 und 4. Ich möchte aber die Einschränkung machen, dass ich die Serie gerade noch einmal gucke, allerdings erst bei Staffel 7 bin. Die Staffeln, die ich bisher noch einmal gesehen habe, sind mir daher noch frischer im Gedächtnis als beispielsweise 8 und 9. Außerdem gibt es in jeder Staffel Folgen, die ich richtig gut finde. Wenn man aber nach ganzen Staffeln geht, sind es von Staffel 1 bis 7 definitiv die 3. und die 4. Staffel, die mir am besten gefallen haben.

Bei Staffel 3 liegt das vor allem an Freema Agyeman als Martha Jones, die ich sehr mag. Es gibt in der Staffel aber auch einige sehr gute Folgen, u.a. „Blink“ (Staffel 3, Folge 10), die als eine der besten Doctor Who-Folgen überhaupt gilt. In Staffel 4 finde ich die Dynamik zwischen dem Doctor und seiner Begleiterin Donna Noble sehr unterhaltsam, es gibt einige aus meiner Sicht sehr gute Folgen und insbesondere ein grandioses Staffelfinale. Außerdem wird in Staffel 4 mit River Song eine meiner Lieblingsfiguren eingeführt.

Wer ist der beste Dr. Who in deinen Augen?

Das ist für mich eine Entscheidung zwischen dem 10. Doctor, gespielt von David Tennant, und Nr. 11, gespielt von Matt Smith, die ich beide gut finde. Da ich oben aber die 3. und 4. Staffel als meine Favoriten genannt habe und das sicherlich nicht nur an den Companions lag, läuft es wohl auf den 10. Doctor hinaus.

Schaust du Doctor Who Folgen mehrfach und wenn ja, warum?

Wie schon erwähnt habe ich vor einiger Zeit angefangen, alle Folgen der Neuauflage noch einmal zu gucken, einfach weil ich Lust dazu hatte. Der ARD-Sender one zeigt die Serie außerdem seit letztem Jahr jeweils am Dienstagabend. Da schalte ich auch ab und zu mal rein. Ich finde es manchmal ganz erholsam, Serienfolgen zu gucken, die ich schon kenne und bei denen ich weiß, was mich erwartet, vor allem wenn ich die Folgen gut finde. Das mache ich bei anderen Serien auch so.

Dein liebstes Dr. Who Zitat?

Da gibt es so viele! Das ist auch etwas, das mir an der Serie gut gefällt, dass es einige prägnante Sätze mit hohem Wiedererkennungswert gibt oder aber Formulierungen und Beschreibungen, die ich sprachlich einfach schön finde.

Vor einigen Wochen habe ich mich z.B. sehr gefreut, als in der Serie Legends of Tomorrow eine Figur „Allons-y, Alonso!“ gerufen hat, ein Zitat aus Doctor Who. Ein weiterer bekannter Ausspruch ist „It’s bigger on the inside!“ als Beschreibung der TARDIS. Es gibt zudem einige Zitate von River Song über den Doctor, die ich sehr schön finde.

Wenn ich mich aber für nur ein Zitat entscheiden muss, dann ist es Rivers Begrüßung für den Doctor, die für sich genommen zwar eher banal scheint, in den Zusammenhängen, in denen sie vorkommt, aber fast immer eine besondere Bedeutung hat: „Hello Sweetie!“

Schaust du die Doctor Who Folgen im Original oder in der synchronisierten Fassung?

Im Original. Synchron eigentlich nur, wenn ich bei one ARD gucke, das ist für mich aber immer sehr gewöhnungsbedürftig.

Welche britischen Serien kannst Du sonst noch empfehlen?

Mir fällt da auf Anhieb vor allem eine ein: Call the Midwife. Die Serie liebe ich wirklich sehr. Da geht es um eine Gruppe von Hebammen und Nonnen, die in den 1950er und 1960er Jahren in einem armen Stadtteil von London Geburtshilfe leisten und die häusliche Krankenpflege übernehmen.

Ich weiß, dass das für viele nicht spannend klingt und wer die Serie nicht kennt, macht häufig den Fehler, sie für seicht zu halten. Das ist sie aber ganz und gar nicht. Die Serie scheut nicht davor zurück, auch schwierige Geschichten zu erzählen wie z.B. von sexuellem Missbrauch, Gewalt in der Ehe oder plötzlichem Kindstod. Ich habe da bei manchen Folgen schon Rotz und Wasser geheult. Die Grundstimmung der Serie ist aber sehr optimistisch und sehr warm, mit tollen Figuren, weshalb ich sie einfach gern gucke.

Vielen Dank, liebe Meike von Seriennotizen.de!

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Doctor Who Merch macht auch vor dem Kaffeebecher nicht halt. Fotocredit: S. Paass.

Weitere Infos über Doctor Who

Doctor Who Erstveröffentlichung: „An Unearthly Child“ („Das Kind von den Sternen“), Ausstrahlung 1963

Komplette Anzahl an Doctor Who Staffeln: 37 (11 Staffeln der neuen Serie)

Deutsche Fanpage zu Doctor Who: https://www.drwho.de/

Doctor Who Fanclub Deutschland: https://www.the-tardis.at/tardis/doctor-who/

Doctor Who im deutschen TV: Derzeit läuft Doctor Who im deutschen Fernsehen auf dem Sender ONE, der zur ARD gehört.

 

…und was ist eigentlich eine TARDIS?

Falls du dich fragst, was eine TARDIS ist, oder noch eher, warum du vielerorts in Großbritannien blaue Telefonzellen siehst…dann hat das ziemlich wahrscheinlich etwas mit Dr. Who zu tun. TARDIS ist schlichtweg eine Abkürzung für „Time And Relative Dimension(s) In Space und hierbei handelt es sich also um eine  Zeitmaschine, bzw. eine Raum-Zeit-Maschine, um genau zu sein. Und wie funktioniert so eine TARDIS? Ganz ehrlich, ich hab‘ es nicht so ganz verstanden. Man braucht, neben der blauen Polizei-Telefonzelle auf jeden Fall Quecksilber und einen „Chamäleon-Schaltkreis“ – wenn du mehr dazu weißt: bitte klär‘ mich auf. Ich gehe jetzt erstmal Doctor Who gucken!