Zwei Österreicher mit einer großen Liebe zu Großbritannien: Johanna Zweiger und Michael Neumayr von britlog.at beginnen Mitte Juli eine ganz besondere Reise – und wir dürfen sie virtuell dabei begleiten. Sie werden 135 Kilometer lang den Hadrianswall entlangwandern. Und das, obwohl beide nach eigener Aussage völlig unsportlich sind.

Wandern in England: immer ein Abenteuer

Ich folge Johanna und Michael von britlog.at schon eine ganze Weile und deshalb hat eine Nachricht, die sie kürzlich auf Facebook posteten, sofort meine Aufmerksamkeit erregt:

Viel zu lange war es ruhig hier…
Jetzt gibt es wieder etwas Spannendes zu erzählen!
Michael und ich werden ab Mitte Juli einmal quer durchs UK wandern – konkret den Hadrians Wall entlang (ca. 135 km). Wir freuen uns schon sehr auf diese Abenteuer und werden euch wohl auch via Britlog auf dem Laufenden halten!

Wenn ich so etwas lese, bekomme ich sofort Gänsehaut und würde am liebsten sofort selbst den Wanderrucksack packen und einfach loslaufen. Grade passt es aber so gar nicht und deshalb gebe ich mich (erstmal!) damit zufrieden, die beiden zu ihrem bevorstehenden Abenteuer zu befragen. Ich finde es immer extrem inspirierend, wenn Menschen auf Wanderschaft gehen und wir ihnen dabei – via Social Media – zuschauen dürfen. Das ging mir schon mit Stefanie Röfke und ihrer legendären Wanderung entlang des Pennine Way so, bei Fräulein Draußen, als sie auf dem South West Coast Path unterwegs war und nun freue ich mich über Johanna und Michael auf dem Hadrianswall.

Einmal quer durch England auf dem Hadrianswall – Interview

Ich habe gefragt und Johanna und Michael haben geantwortet. Viel Spaß – und Vorsicht: das Lesen könnte zur Folge haben, dass du direkt deine Wanderschuhe schnüren willst.

Johanna & Michael, woher kommt eure Großbritanien-Liebe?

Johanna: Ich war immer schon ein großer Englisch-Fan und bin nach meinem Bachelorstudium – Michael und ich haben Journalismus und PR studiert und sind jetzt in der Kommunikationsbranche tätig – für ein Schuljahr als Sprachassistentin für Deutsch nach England – genauer nach Derby in den East Midlands – gegangen. Diese neun Monate habe ich nicht nur mit Deutschunterrichten verbracht, sondern auch mit Reisen. Ich war in vielen englischen Städten und Dörfern, in Wales und Schottland und habe mich immer mehr ins UK verliebt. Nach meiner Sprachassistenz sind wir immer wieder nach Großbritannien zurückgekehrt. Ich genieße es jedes Mal, den britischen Akzent zu hören und auf wirklich freundliche Menschen zu stoßen. Außerdem hat Großbritannien auch landschaftlich sehr viel zu bieten.

Michael: Ich war das erste Mal in London, da ist Johanna noch in den Kindergarten gegangen. Es war 1995 und das erste Mal, dass ich in ein Flugzeug gestiegen bin. Es gab eigenartige Bohnen zum Frühstück, ich habe Hirsche im Richmond Park gesehen und bin im Regen einem Doppeldeckerbus hinterhergelaufen. Für mich war das damals ein unheimlich großes Abenteuer und seitdem hat es mich immer wieder dorthin gezogen. Mit Johannas Lehrtätigkeit habe ich das „echte“ UK lieben gelernt. Das Land ist vielfältiger als der gemeine Tourist glaubt und genau das schätze ich.

Was mögt Ihr an den Briten besonders?

Gibt es „die Briten“ überhaupt? Allein die Mentalität von Menschen aus Schottland, Nordirland, Yorkshire oder Cornwall ist so unterschiedlich, dass man das so nicht pauschal sagen kann. Hinzu kommt eine soziale Diversität, die wir in Mitteleuropa teilweise gar nicht kennen. Das gilt nicht nur für ethnische, sondern auch für ökonomische Gesichtspunkte. Am Ende treffen sich aber alle im Pub, das erinnert uns irgendwie an die Wiener Würstelstände, wo der Maurer auch neben der Hofratswitwe seine Debreziner isst. Aber wenn wir schon verallgemeinern müssen, dann sind es wohl die verschiedensten britischen Akzente und dass bei jeder Gelegenheit zuerst einmal eine Tasse Tee getrunken wird.

Erzählt mehr von eurem Abenteuer: wer hatte die Idee und wer von euch musste wen überzeugen? Was genau habt ihr in welcher Zeit vor?

Michael: Die Idee ist von mir gekommen. Wir waren vor fünf Jahren schon einmal am Hadrianswall und haben dabei einen Teil des Wanderweges kennengelernt. Es war nur ein Zwischenstopp auf unserem Roadtrip nach Schottland. Daher hatten wir wenig Zeit und konnten diese wunderschöne Gegend nicht näher erkunden. Das wollen wir jetzt nachholen. Es ist unser erster Wanderurlaub, trotzdem war Johanna sofort für die Idee zu haben.

Johanna: Am 14. Juli geht es mit der ersten (und längsten) Etappe von Bowness on Solway los in Richtung Newcastle. Die meisten Wanderer, die den Hadrianswall entlang gehen, tun das von Ost nach West, also mit Ziel in Bowness. Wir haben uns für die umgekehrte Variante entschieden, vor allem, weil wir nach der Wanderung ein paar Tage in einer größeren Stadt, sprich Newcastle, verbringen wollten. Außerdem wollen wir bei unserer Wanderung den Wind und damit auch den Regen lieber im Rücken als im Gesicht haben, meistens kommt der Wind in dieser Region vom Atlantik. Jeden Tag gehen wir zwischen zwei und sechs Stunden, je nachdem, wo wir eine Unterkunft haben und was wir am jeweiligen Tag so vorhaben. Unter anderem werden wir einen Cricket Club besuchen, ein Farmerpaar und einen Fotografen aus der Region treffen. Am 23. Juli hoffen wir, in Newcastle zu sein.

Wie lange habt Ihr euer Abenteuer geplant?

Planung ist immer relativ. Uns war klar, dass wir in der Hochsaison wahrscheinlich ein Problem mit den Unterkünften haben werden. Daher haben wir schon vor ein paar Monaten begonnen, unsere Etappen zu planen und die Unterkünfte zu buchen. Auch den Flug nach Newcastle haben wir schon früh gebucht. Mit der Detailplanung werden wir jedoch wohl noch am Tag vor der Abreise nicht fertig sein. Das macht die Reise erst zum Abenteuer.

Wie viel Gepäck nehmt Ihr mit?

Hier haben wir uns für die „Pensionistenvariante“ entschlossen. Nachdem wir unser Gepäck von Unterkunft zu Unterkunft transportieren lassen – in der Region gibt es mehrere Unternehmen, die so etwas anbieten – sind wir in dem Bereich gar nicht so sehr eingeschränkt und werden jeden Tag zwei kleine Rucksäcke dabeihaben. Eine gute Wanderausrüstung ist natürlich sehr wichtig. Das beginnt bei den Schuhen und geht über die Regenkleidung bis hin zu Blasenpflastern. Wir sind ganz überrascht, wie teuer „Wandern“ eigentlich sein kann.

Wo werdet Ihr übernachten?

Auch hier wird es wohl weniger abenteuerlich sein. Wir haben fast immer Bed & Breakfasts gebucht. Nur zwei Mal müssen wir auf ein Hotel ausweichen. Das haben wir bei vielen unserer UK-Reisen so gemacht und gefällt uns am besten. Man lernt oft Einheimische mit Geheimtipps kennen, schläft meistens in wunderschönen Zimmern und beginnt den Tag mit einem vollen Magen. Es gibt am Hadrianswall aber auch andere Möglichkeiten, etwa Jugendherbergen und Campingplätze.

Mit welchen Schwierigkeiten/Herausforderungen rechnet Ihr?

Wir sind beide völlig unsportlich. Die Herausforderungen und Schwierigkeiten werden vielfältig sein. Womit wir fix rechnen: Muskelkater, Blasen auf den Füßen, Regenwetter und irgendwann der schiere Frust über die noch zu bewältigende Strecke. Aber gerade der eigene Schweinehund ist ja die Herausforderung.

Bis dato: euer liebstes Fleckchen in Großbritannien?

Michael: Mein liebster Fleck ist eindeutig Norfolk. Nicht nur, weil es relativ abgeschieden und ländlich ist, sondern auch, weil ich eine sehr persönliche und private Beziehung zu dieser Region habe. Der erste Besuch war ein trauriger und dramatischer Anlass. Aber die Ruhe der Region, die schönen Dörfer und ihre Pubs und nicht zuletzt das coole Pferderennen, das wir in Fakenham miterlebt haben, haben mich begeistert. Nicht zu vergessen ist die Hauptstadt Norwich, immerhin angeblich die Bierhauptstadt des Landes.

Johanna: Nachdem ich schon so viele Orte in UK besucht habe, fällt mir diese Eingrenzung ziemlich schwer. Ganz oben auf der Liste würden aber auf jeden Fall der Lake District und die Antrim Coast in Nordirland stehen. Beide Regionen sind einfach landschaftlich wunderschön und Ziele, die von Touristen gerne übersehen werden.

Wo können wir euren Abenteuern folgen?

Wir betreiben mehr und eher weniger regelmäßig einen kleinen Blog unter www.britlog.at. Diese spezielle Reise wollen wir aber nicht nur im Blog, sondern auch anders verwerten. Was es genau wird, wissen wir noch nicht. Ein eBook? Ein Hörbuch? Oder einfach nur eine Reisereportage? Lasst euch überraschen. Wir haben auf jeden Fall schon ein paar Kontakte mit interessanten Menschen in der Region geknüpft. Live wird es aber auf jeden Fall auf unserer Facebook-Fanpage Fotos und vielleicht auch einen GPS-Tracker geben.

Gibt es sonst noch etwas, was euch wichtig ist?

Was wir jedem Großbritannien-Urlauber empfehlen, ist, sich auch die Regionen außerhalb Londons anzuschauen. So oft hören wir, dass jemand nicht aus London „herausgekommen“ ist und das ist insofern schade, als Großbritannien so viel mehr als seine Hauptstadt zu bieten hat. Es gibt etwa viele wunderschöne Nationalparks, in denen man wandern kann. Vor allem kleine Dörfer – etwa in Cornwall oder dem Peak District – haben einen ganz eigenen Charme, den eine Großstadt niemals bieten kann. Und wer schon einmal in einem nordirischen oder schottischen Pub war, der wird sicher gerne dorthin zurückkehren.

Info Hadrianswall

Der Hadrianswall, das sind 117 Kilometer durch Nordengland. Seinen Namen erhielt er von Kaiser Hadrian, auf dessen Anordnung die Grenzbefestigung des britannischen Limes zwischen 122 un 128 nach Christus angelegt wurde.

Der „Hadrians Wall Path National Trail“ ist ein Wanderweg von der Nordsee bis zum Atlantik Seit 1987 ist der Hadrianswall Teil des UNESCO Welkulturerbe.

Entlang des Hadrianswall gibt es eine Vielzahl von Ausgrabungsstätten und Museen, teilweise ist es nach vorheriger Anmeldung sogar möglich, an den Ausgrabungen mitzuwirken.