Weihnachten ist eines der am meisten erwarteten Feste für die Briten. Es wird am 25. Dezember gefeiert, aber die Vorbereitungen beginnen viel früher. In diesem Artikel erfährst du alles über die typischen Weihnachtstraditionen in England und was die Engländer sonst noch so alles machen über die Weihnachtsfeiertage.
Auf den 24. Dezember, den Heiligabend, wird in England weniger Wert gelegt als in anderen Ländern. Viel mehr Bedeutung haben der eigentliche Weihnachtstag am 25.12. sowie der Boxing Day am 26.12. Trotzdem gibt es am Christmas Eve in Großbritannien einige typische Aktivitäten: Es werden Weihnachtslieder gesungen, es finden Mitternachtsgottesdienste statt oder man geht auf Kneipentour in den Pub.
Traditionell werden an Heiligabend Fleischpasteten und Sherry (oder Milch) für den Weihnachtsmann bereitgestellt, heutzutage auch Kekse und Karotten für seine Rentiere. Die meisten Kinder gehen weit vor Mitternacht zu Bett, in der freudigen Erwartung, dass der Weihnachtsmann die Geschenke bringt, während sie schlafen.
2. Christmas Day – 25. Dezember
Ein Gesetz, das von Charles II. erlassen wurde, schreibt vor, dass am Weihnachtstag niemand “irgendeine weltliche Arbeit, ein Geschäft oder einen Beruf ausüben“ darf. Man kann sich vorstellen, dass viele Britinnen und Briten – freiwillig oder unfreiwillig – gegen dieses Gesetz verstoßen. Zum Glück wird es nicht mehr geahndet.
Seit der Regentschaft von Königin Victoria wurde Weihnachten zu einem Fest der Geschenke und auch heute noch werden die Geschenke am 25. Dezember verteilt.
3. Boxing Day – 26. Dezember
Der Boxing Day hat seinen Ursprung im Mittelalter, als jeder Priester die Almosenkiste seiner Kirche leeren und Geschenke an die Armen verteilen musste. Die Wohlhabenderen richteten opulente Weihnachtsfeiern aus und nach Abschluss der Feierlichkeiten verteilten sie überschüssige Speisen und Geschenke unter den Armen.
Heute steht der Boxing Day vor allem für zwei Dinge: Für Shopping mit kräftigen Rabatten sowie für Fußball. Lies hier mehr über die Tradition des Boxing Day in England.
4. Weihnachtsansprache des Königs (ehemals der Queen)
Die Weihnachtsansprache des britischen Monarchen am ersten Weihnachtstag seit 1932 Tradition, als George V. seine von Rudyard Kipling verfasste Rede hielt. Weitaus bekannter im kollektiven Gedächtnis sind die Weihnachtsansprachen von Queen Elizabeth, die Geschichte damit schrieb, die Reden ins Fernsehen zu übertragen.
King Charles III. setzt diesen Brauch fort und die meisten Britinnen und Briten hören die zehnminütige Ansprache des Königs während des Essens.
—> Hier gibt es alle Infos zur Weihnachtsansprache von König Charles.
5. Christmas Pudding
Christmas Pudding ist ein traditionelles britisches Dessert, das als unverzichtbarer Bestandteil der Weihnachtsfeierlichkeiten gilt. Seine Zubereitung beginnt lange vor den Festtagen, wobei er regelmäßig mit Brandy oder anderen Spirituosen getränkt wird.
Während der Christmas Pudding ursprünglich ein herzhaftes Gericht war (es war sogar Hammelfleisch darin enthalten), entwickelte er sich im Laufe des 16. Jahrhunderts zu einer süßen Nachspeise. Wer Christmas Pudding nicht selber zubereiten will, findet eine große Auswahl im Supermarkt, alternativ kannst du Christmas Pudding auch online kaufen*.
—> Hier findest du ein Rezept für traditionellen englischen Christmas Pudding.
6. Christmas Cracker
Sie dürfen bei keinem typisch englischen Weihnachten fehlen – und das schon seit dem Jahr 184: Christmas Cracker* sind ein fester Bestandteil des traditionellen britischen Weihnachtsfests.
Dabei handelt es sich um ein kleines Rohr aus Pappe, das mit einem Streifen bunt bedrucktem Papier umwickelt ist. Im Inneren befinden sich meist ein Papierhut, ein Luftballon, ein Zettel mit einem Witz oder irgendein anderer Scherzartikel.
Vor Beginn des Weihnachtsessens zieht man an den Enden der Christmas Cracker. Die Person, die anschließend das größere Ende in den Händen hält, gewinnt.
7. Christmas Jumper Day
Der Christmas Jumper Day, auf deutsch der Tag des Weihnachtspullovers‘ ist eine jährliche Spendenaktion im Dezember. Diese Initiative wird von der Wohltätigkeitsorganisation „Save the Children“ ins Leben gerufen. Die Teilnehmer tragen an diesem Tag Weihnachtspullover und teilen ihre Bilder auf Social Media, um Spenden für bedürftige Kinder zu sammeln.
8. Christmas Stockings
Die Tradition, Weihnachtsstrümpfe* aufzuhängen, gibt es sowohl in den USA wie auch in Großbritannien. Während amerikanische Kinder ihre Christmas Stockings am Kamin aufhängen, ist es in Großbritannien geläufiger, die Socken am Fußende des Betts aufzuhängen – obwohl sich auch hier die amerikanische Variante immer größerer Beliebtheit erfreut.
Während die Kinder schlafen, kommt der Weihnachtsmann und füllte die Socken mit Geschenken die sie dann am Morgen des 25. Dezember öffnen dürfen.
9. Stechpalmen und Mistelzweig
Früher wurde der Stechpalmenzweig mit dem Zug nach London geschickt, um ihn dort als Weihnachtsschmuck aufzuhängen und die Geschäfte der Einzehändler damit zu dekorieren. Wenn der Stechpalmenzweig hing, bedeutete das, dass Weihnachten nicht mehr fern war.
Heute nimmt man Stechpalmen immer noch als Weihnachtsschmuck und ein Stechpalmenblatt ziert auch immer den traditionellen Christmas Pudding.
Die Tradition, Mistelzweige im Haus aufzuhängen, reicht noch viel weiter zurück – bis in die Zeiten der alten Druiden. Man sagt, dass die Mistel magische Kräfte, besitzt die dem Haushalt Glück bringt und böse Geister abwehren. Das Küssen unter dem Mistelzweig haben vermutlich Hausangestellte im 18. Jahrhundert populär gemacht, bevor sich die Tradition auf die Mittelschicht ausbreitete.
10. Weihnachtskarten
Weihnachtskarten wurden im viktorianischen England populär. Sie wurden meist selbst gemalt und an geliebte Menschen verschenkt bzw. verschickt. Auch die Königliche Familie verschickt jedes Jahr Weihnachtskarten. Hättest du’s gewusst: Die erste Weihnachtskarte wurde 1843 in London gedruckt. Für mich zählen englische Weihnachtskarten* zu den schönsten überhaupt und ich verschicke sie selbst jedes Jahr.
11. Scharaden & Pantomime
Pantomimen, auch als ‘Pantos’ bekannt, sind Comedy-Shows, die britische Familien oft während der Weihnachtszeit besuchen. ‘Pantos’ kommen zur Weihnachtszeit auch im Fernsehen und sind enorm beliebt.
Ähnlich, aber anders sind die Scharaden, die zu Hause gespielt werden – ohne Worte zu benutzen gilt es, pantomimisch eine Sache darzustellen, die von den anderen erraten werden muss.
12. Weihnachts-Werbespots
Viele Leute sind der Meinung, dass die Weihnachtssaison erst beginnt, wenn die Kaufhauskette John Lewis ihren Weihnachtswerbespot veröffentlicht. Die TV-Werbung zu Weihnachten ist absoluter Kult und drückt oft auf die Tränendrüse, und sorgt trotzdem (oder gerade deswegen) für ein weihnachtlich-besinnliches Gefühl.
Andere Supermärkte und auch die Discounter ziehen nach – so erzählt Aldi z.B. Jahr für Jahr eine neue Episode aus dem Leben von ‚Kevin the Carrot‘.
–> Hier kannst du dir den John-Lewis-Weihnachtswerbespot von 2023 ansehen.
13. Weihnachtsmärkte in Großbritannien
Manchester ist die Weihnachtsmarkt-Hauptstadt in Großbritannien und rühmt sich damit, einen der größten Weihnachtsmärkte außerhalb Deutschlands zu haben. Ähnliches gilt für den legendären German Christmas Market in Birmingham. Von Bratwurst über kandierte Mandeln und Blasmusik: Man fühlt sich dort fast wie auf einem typisch deutschen Weihnachtsmarkt.
14. Christmas Lights – Weihnachtsbeleuchtung
Über Weihnachten sind die meisten Dörfer und Städte und Städte mit Weihnachtsbeleuchtung geschmückt. Am berühmtesten sind die Christmas Lights in der Londoner Oxford Street, die jährlich mit großem Tamtam eingeschaltet werden.
Immer beliebter werden auch die ‘Enchanted Forests’, wie z.B. der Enchanted Forest in Edinburgh oder auch der zauberhaft beleuchtete Kew Christmas Garden.
15. Christmas Carols
Das Weihnachtssingen ist eine Tradition, die auch heute noch gelebt wird: Gruppen von jungen und älteren Menschen versammeln sich auf den Straßen oder gehen von Tür zu Tür, um Weihnachtslieder zu singen und Spenden für wohltätige Zwecke zu sammeln.
Auch in Fußgängerzonen und Einkaufszentren trifft man die Sängerinnen und Sänger in den Tagen vor Weihnachten.
Weihnachtsessen in England
Der Christmas Pudding ist nicht die einzige Süßspeise, die man in Großbritannien zu Weihnachten isst: Sehr beliebt sind auch Christmas Cake, Trifle und Mince Pies, mit Früchten gefüllte Weihnachtsplätzchen.
Ein klassisches Weihnachtsessen ist Truthahn oder ein anderer Weihnachtsbraten, dazu gibt es die traditionellen Beilagen wie Yorkshire Pudding und geröstetes Gemüse.
Weihnachten in Schottland
Schottland hatte lange gar keine Weihnachtsfest, hättest du das gewusst?
Während Weihnachten vor der Reformation im Jahr 1560 in Schottland als religiöser Feiertag begangen wurde, erließ das schottische Parlament 1640 ein Gesetz, das die Weihnachtsfeiern für illegal erklärte. Sogar das Backen von Yule-Brot wurde als kriminelle Handlung betrachtet.
Erst im Jahr 1958 wurde der 25. Dezember offiziell als Feiertag in Schottland anerkannt. Psst: Hier findest du die schönsten Geschenke für Schottland-Fans und hier tolle Schottland-Adventskalender.
Weihnachten in Wales
Der traditionelle Weihnachtsgottesdienst ‘Plygain’ wird zwischen drei und sechs Uhr morgens in einer Kirche abgehalten, üblicherweise am Morgen des Weihnachtstages.
Er ist einer der ältesten walisischen Weihnachtstraditionen, und die früheste Aufzeichnung eines Plygain-Gottesdienstes stammt aus dem 13. Jahrhundert.
Sehr beliebt an Weihnachten in Wales sind auch die Christmals Carols, bei denen walisische Lieder gesunden werden.
Bei einer anderen Aktivität, die je nach Ort am Morgen des ersten bzw. zweiten Weihnachtstags begangen wird, geht es weniger besinnlich, dafür aber umso spaßiger zu: Hunderte von walisischen Wasserratten stürzen sich beim Weihnachtsschwimmen ins kühle Nasse. Hierfür besonders bekannt sind Porthcawl in Südwales sowie der Tenby North Beach im Südwesten sowie Cefn Sidan in Pembrey.