Kate Fish lebt seit 2008 – mit kleinen Unterbrechungen – im englischen Bristol. Auf A decent Cup of Tea verrät sie ihre Tipps für Reisen und Ausflüge in ihrer Wahlheimat.

Ein Gastbeitrag von Kate Fish

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Als Ossi hatte ich kein Englisch in der Schule gelernt und England selbst war mir immer suspekt mit seiner Monarchie. 2008 bekam ich dann einen Job in Bristol, habe mich in die Stadt und die Menschen hier verliebt und bin geblieben. Sogar meinen Namen habe ich für die Engländer geändert in Kate Fish, da Katja von ihnen weder korrekt ausgesprochen, noch geschrieben werden kann. Seither ist genügend Zeit vergangen, um Bristol und die Region Somerset zu erkunden. Nach Sandras Wales Wednesday und Constanzes Midlands Monday hier nun mein Somerset Sunday.

Bristol in einem Satz würde bei mir so klingen: Die zweitteuerste und zweitlebenswerteste Stadt in England (nach London) nennt sich nicht umsonst Grafittihauptstadt der Welt und Umwelthauptstadt Europas (2015), sondern bietet mit unzähligen kulturellen Möglichkeiten, über 400 Gärten und Parkanlagen und einer multikulti Bevölkerung von ~500.00 Menschen, alles was das Herz begehrt.

Graffiti Bristol
Graffiti in Bristol. Foto: Kate Fish

Lange Zeit habe ich meine Wahlheimat Bristol und die Umgebung mit öffentlichen Verkehrsmitteln erkundet. Ich hatte einfach kein Auto, brauchte es in der Stadt auch nicht und der Linksverkehr war auch nicht ohne. Die Doppeldeckerbusse geben dir eine tolle Übersicht und Bristol ist eine wunderschöne Stadt, deren wichtigste Sehenswürdigkeiten sich problemlos zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden lassen.

So sieht mein Besucherprogram für meine deutschen Freunde und Familie aus

Bristol

Am ersten Tag galt es die big five in Bristol zu entdecken. Dazu gehören für mich die SS Great Britain, die Clifton Suspension Bridge, die Hafengegend, mindestens ein Park und natürlich die Altstadt mit der Kathedrale.

Bristol SS Great Britain
Bristol SS Great Britain. Foto: Kate Fish

Eine Führung auf der SS Great Britain lasse ich nie aus, wenn mein Besuch das erste Mal in Bristol ist. Als die SS Great Britain 1843 hier in Bristol gebaut wurde, war sie der größte und modernste Ozeandampfer weltweit. Auf der Tour kannst du nicht nur in die Kabinen von Passagieren der 1. und 3. Klasse schauen, sondern auch in Arztkabine, Küche und Speisesaal schauen. Überall empfangen dich authentische Gerüche und Geräusche. Danach sind meine Besucher beeindruckt von der Ingenieurleistung, aber auch froh nicht mit diesem Schiff nach Australien reisen zu müssen. Die offizielle Webseite der SS Great Britain ist leider nur in Englisch zu haben.

Bristol’s berühmtestes Wahrzeichen ist jedoch die 1864 eröffnete Clifton Suspension Bridge. Diese Hängebrücke beeindruckt nicht nur durch ihre Stahlketten und riesige Pfeiler, sondern auch, weil du zu Fuß 75m über dem Fluss Avon einen unglaublich weiten Blick über die Stadt hast. Für Autos ist die Brücke zollpflichtig.

Ganz nebenbei gibt es an diesem Tag in Bristol viele Graffitis zu sehen, auch einige von Banksy, dem berühmtesten Straßenkünstler Bristols.

Das berühmte Banksy-Graffiti in Bristol
Das berühmte Banksy-Graffiti in Bristol. Foto: Kate Fish

Wells

Am zweiten Tag gilt es dann die Umgebung von Bristol zu erkunden. Wells, die zweitkleinste Stadt Englands (nach London City), hat nichts mit Wales zu tun, dem Staat in Großbritannien der seine eigene Sprache hat und den Sandra so liebt. Nein, Wells ist ein kleines Städtchen mit einer beeindruckenden wunderschöne Kathedrale aus dem Mittelalter. Einen Besuch auch des Inneren solltest du dir auf keinen Fall entgehen lassen.

Wells Kathedrale
Wells Kathedrale. Foto: Kate Fish

Hier noch ein Tipp: Direkt neben der Kathedrale liegt die älteste durchgehend besiedelte Straße Europas. Die aus dem 14 Jh. stammende erste Reihenhaussiedlung Großbritanniens strahlt einfach eine gemütliche Atmosphäre aus. Maximal eine Stunde plane ich für Wells, was oft sehr knapp ist. Dann werden es auch schon einmal drei Stunden. Der nächste Punkt auf der kleinen Rundreise um Bristol ist aber nicht weniger spannend. Cheddar Gorge steht auf dem Programm.

Vicars Close
Vicars Close. Foto: Kate Fish

Cheddar

Hier kannst du den einzigen originalen Cheddar probieren und auch zusehen, wie er produziert wird. In den umliegenden Höhlen wird er gelagert. Viele Leute bleiben dann in dem sehr touristischen kleinen Ort stecken, gehen einen Cream Tea trinken oder einfach Souvenirs bummeln. Ich führe meine Besucher dann auf den Rundweg des National Trust, der aus der Schlucht heraus führt und einen besonderen Blick in die grüne Landschaft erlaubt. Meistens reicht die Zeit nicht für den kompletten Rundweg, aber einmal auf den Berg klettern und diese weite Sicht genießen, das ist schon ganz was besonderes. Besonders wenn du von oben in diese Schlucht, die du hier gar nicht erwartest guckst.

Cheddar
Cheddar. Foto: Kate Fish

Zum Abschluß meiner Tour in die unmittelbare Umgebung Bristols geht es noch ans Meer. Na ja, es ist der Bristol Channel, also die extrem breite Flussmündung des Severn. Du kannst nicht in England gewesen sein, ohne wenigstens einen Abstecher an die Küste zu machen.

Seaside in der Nähe von Bristol

Weston-super-Mare hat alles was zu einer typische englischen Küstenstadt gehört: eine Strandpromenade zum Flanieren, eine Seebrücke (Pier) mit Vergnügungsbuden und natürlich Strand und Wasser. Auch wenn das Wasser hier meistens braun ist und bei Ebbe sehr weit weg, ist es an der See doch immer wieder schön.

Weston-super-Mare
Weston-super-Mare. Foto: Kate Fish

Als Alternative zu Weston-super-Mare kann ich meine Besucher auch nach Clevedon oder Portishead ans Wasser entführen. Clevedon hat eine noch schönere Seebrücke und wunderschöne Natur sobald man aus der Flaniermeile heraus ist. Portishead hat eine ganz moderne Architektur um einen schönen Yachthafen herum.

Dann geht es einfach wieder zurück nach Bristol und meine Gäste haben so viele neue Eindrücke bekommen, dass wir meist nicht mehr lange im Pub bei Fish and Chips oder einen klassischen Pie verweilen. Natürlich ist ein Tag nicht genug, um die schöne Region Somerset zu erkunden. Was muss sich dabei auslassen? Wenn meine Besucher noch etwas mehr Zeit mitbringen, stehen noch Glastonbury, das Westonbirt Arboretum und natürlich Bath auf dem Programm.

Glastonbury

Glastonbury ist definitiv anders als andere englische Städte. Es hat etwas mystisches mit seinen Legenden um den heiligen Gral, den Josef von Arimathäa hierher gebracht haben soll. Dazu gehört auch ein heiliger Dornenbusch, der aus dem Wanderstab Josefs innerhalb einer Nacht erblüht ist. Jesus selbst soll als Kind bis hierher gereist sein. Glastonbury erhebt den Anspruch das sagenhafte Avalon zu sein und König Arthus Grab wird hier vermutet.

Kein Wunder, dass es hier in den Läden von Amuletten, Zauberstäben, Heilmineralien und Runen wimmelt und dir Wahrsager und Druiden begegnen. Da vergeht die Zeit wie im Fluge.

Die meistbesuchte Quelle Großbritanniens “Chalice Well” bringt nicht nur seit 2000 Jahren 100000 L Wasser am Tag hervor, sondern ist der Legende nach durch das Blut Christi rot gefärbt. Der kleine friedliche Garten um diese Quelle, ist ein schöner Platz zum Ausruhen von dem ganzen Trubel der Stadt.

Ich fahre mit meinen Besuchern gerne nach Glastonbury, um auf das Glastonbury Tor zu klettern. Von dem aus hast du einen wunderbaren Blick auf die schöne grüne Landschaft von Somerset. Glastonbury Tor heißt dieser ganze Hügel, der tatsächlich in ganz früher Zeit als Insel aus flachem Wasser ragte. Oben befindet sich das Überbleibsel einer mittelalterlichen Kirche, das für uns wie ein Tor aussieht und nicht weniger mystisch wirkt als die Stadt.

Glastonbury Tor
Glastonbury Tor. Foto: Kate Fish

Was ich auf jeden Fall meide ist Englands größtes Musikfestival, das Glastonbury Festival, jedes Jahr im Juni. 200000 Leute kommen da zusammen und Karten kosten um die 250 Pfund.

Westonbirt Arboretum

Wenn die Zeit es erlaubt entführe ich meine Besuchern ins Westonbirt Arboretum. Das ist, obwohl es nicht nach Somerset, sondern nach Goucestershire gehört, mein kleiner Geheimtipp für Liebhaber englischer Gärten. Westonbirt Arboretum besteht aus ca. 15000 Bäumen in 2500 verschiedenen z.T. sehr exotischen Baumarten. Englische Gartenkunst begeistert, weil sich dir ein neuer wunderschöner Blick bietet, sobald du auf deinem deinem Weg um eine Ecke biegst.

Für Fotografen ist das das Paradies schlechthin und zwar zu jeder Jahreszeit. Selbst im Winter, wenn nur die Baumsilhouetten zu sehen sind, werden sie mit Lichtern geschmückt und das light Festival im Westonbirt Arboretum ist oft schon am Anfang des Jahres ausverkauft. Im Frühjahr begeistern die blühenden Magnolien und im Herbst die Ahornbäume mit ihrer roten Farbenpracht.

Westonbirt Arboretum
Westonbirt Arboretum. Foto: Kate Fish

Wenn meine Besucher eher Stadtmenschen sind oder viel Zeit mit bringen, fahre ich mit ihnen nach Bath.

Bath

Das ist ein “must see” auf meiner Liste für deutsche Touristen. Nicht nur hat es eine seit Römerzeiten genutzte heiße Quelle, sondern auch eine schöne Kathedrale und eine im italienischen Stil gebaute Brücke. In Bath lebte Jane Austen, weswegen es ein interessantes Jane Austen Museum gibt. Auch wurde der Uranus aus einem der Gärten eines ganz normalen Reihenhauses entdeckt. Diese Geschichte kannst Du in dem informativen William Herschel Museum näher ansehen.

Bath ist ganz einheitlich aus dem hier vorhandenen Sandstein (Bath stone) erbaut und hat deswegen ein ganz besonderes Flair. Einen typisch englischen Kanal zeige ich hier meinen Besuchern auch. Er geht quasi fast durch die Altstadt. Vielleicht kennst du ja die typischen englischen Narrowboats, die als Transportmittel dienten als es noch keine Eisenbahn gab und heute für entspannte Urlaubstage ausgeliehen werden können.

Mit fotografiebegeisterten Besuchern, die nach dem besonderen Foto Ausschau halten, bleibe ich bis zur blauen Stunde. Da fotografieren wir dann die Pulteney Bridge und das Wehr. Das ist immer ein Hingucker-Foto.

Bath am Fluss Avon
Pulteney Bridge in Bath am Fluss Avon. Foto: Kate Fish

Über die Autorin

Katja Fisch (Kate Fish) liebt ihre Wahlheimat England und besonders Bristol, wo sie seit 2008 wohnt. Sie bekam damals einen Job an der University of Bristol angeboten, den sie nicht ablehnen konnte. Inzwischen hat sie sich als Fotografin selbständig gemacht. Du findest Kate genauso oft in Bristol wie an der schönen englischen Küste, wo ihre Fotowanderreisen hinführen. Wandern und fotografieren gehören für sie einfach zusammen. Ihre Bilder veröffentlicht sie auf Instagram, Facebook und natürlich als Tipp zu Fotolocations oder Fototechniken in ihrem Blog. Kein Wunder, dass Sandra und Kate sich über Instagram kennengelernt haben.

Bristol & Umgebung: Weiterführende Buchtips

DuMont Reisehandbuch Südengland* (Partnerlink)

The Naked Guide to Bristol* (Partnerlink)

The Rough Guide to Bath, Bristol & Somerset* (Partnerlink)

Vis-à-Vis Reiseführer Südengland mit Mini-Kochbuch* (Partnerlink)

Südengland Reiseführer Michael Müller Verlag* (Partnerlink)

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