Tea Time im Tiergarten – Englischer Afternoon Tea mitten in Berlins grüner Lunge
Den Englischen Garten in München kennt jeder…und den Englischen Garten in Berlin irgendwie…keiner. Okay, es wäre auch Humbug, die beiden ernsthaft vergleichen zu wollen: Während der Münchner Garten sich über 375 Meter erstreckt und somit zu den größten Parkanlagen Europas gehört, misst der Englische Garten in Berlin gerade mal etwas mehr als ein Zehntel davon.
Achtung: Nach einem Brand im Sommer 2024 ist das Teehaus derzeit nicht besuchbar. Updates folgen!
Der Englische Garten in Berlin
Der Englische Garten in Berlin war einst Teil des Schlossgartens von Bellevue und wurde später als Teil des Tiergartens deklariert, von dem er flächenmäßig ungefähr die Hälfte ausmacht.
Der Name ist übrigens nicht nur Schall und Rauch, denn hier spürt man sehr wohl den englischen Einfluss, vor allem in einem bestimmten der fünf zusammenhängenden Gartenbereiche des Englischen Gartens, dem „formalen Garten“. Die hiesigen Bäume, Büsche und Blumen sind Pflanzenspenden, die nach dem 2. Weltkrieg vom Gartendirektor der Stadt Shrewsbury verteilt wurden. Darunter befinden sich Bäume aus den Gärten von König George VI., dem Vater von Königin Elisabeth II., die übrigens im Jahr 1965 höchstpersönlich eine Eiche aus dem Garten Windsor hier einpflanzte.
Das Teehaus im Englischen Garten Berlin
Zugegeben, auf den ersten Blick kommt das Teehaus im Englischen Garten nicht besonders daher. Eher schon friesisch, denn so ein dickes Reetdach würde man eher auf Sylt als in Großbritannien vermuten. Stimmt aber gar nicht: Reetdächer sind typisch für englische Dörfer und das Epizentrum für reetdachgedeckte Häuser befindet sich in der Grafschaft Devon, die uns ja auch die wunderbare Tradition des Devon Cream Tea mit Scones bescherte.
Im Teehaus im englischen Garten macht man aber nicht zwanghaft auf „britisch“ – statt von der Queen hängt im hiesigen Kaminzimmer ein Portrait des Schauspielers Gustaf Gründgens, der genau hier einst wohnte: Auf dem Fundament seines ehemaligen Hauses wurde nach dem 2. Weltkrieg das Teehaus gebaut. Zumindest habe ich gelesen, dass das Kaminzimmer so aussieht – ich habe es tatsächlich versäumt, mich dort umzuschauen, so schön fand ich es auf der Terrasse mit Blick auf den Garten. Eröffnet wurde das Teehaus 1952, in Anwesenheit des britischen Außenministers Antony Eden – und ratet mal, welchen Spitznamen daraufhin der Garten erhielt. Berliner Schnauze eben!
Afternoon Tea im Teehaus: Die Bestandteile
Im Teehaus im Englischen Garten wird täglich bis 18 Uhr ein Afternoon Tea serviert. Sobald das Teehaus geöffnet ist – normalerweise ab 10 Uhr morgens, derzeit ab 12 Uhr – gibt es die Tea Time, man könnte sich also auch ganz unstandesgemäß einen Afternoon Tea zum Frühstück gönnen, wenn man darauf Lust hat.
Der Afternoon Tea wird als Tea Time für eine (15,50 €) oder zwei Personen (24,50 € serviert). Wir hatten bei unserem Besuch im Juli 2020 den Afternoon Tea für Zwei bestellt. Dafür bekamen wir eine kleine, dreistöckige Etagère mit folgenden Bestandteilen:
- Jeweils 2 Fingersandwiches, darunter das typisch englisches Gurkensandwich sowie Sandwiches mit Cheddar, Lachs und Roastbeef
- Zwei Scones mit Clotted Cream und Erdbeermarmelade
- Ein Tellerchen mit kleinen, süßen Gebäckteilchen wie zum Beispiel Macarons, Eclairs, Törtchen mit Maracujaschaum oder eine Schokoladen-Kaffee-Sahneschnitte.
Dazu gab es pro Person eine Kanne Tee, wählen konnte man zwischen diversen Schwarz-, Grün- und Kräutertees der Marke Althaus. Serviert wird der Tee bereits aufgebrüht, die losen Teeblätter schwimmen im Sieb in der Kanne und es wird einem angesagt, wie lange der Tee noch ziehen sollte. Man muss also selbst auf die Uhr schauen und aufpassen (es gibt keinen Tea Timer bzw. Sanduhr), dafür bekommt man aber immerhin eine verlässliche Information.
Afternoon Tea im Teehaus: Wie hat’s geschmeckt?
Der Afternoon Tea im Teehaus im Englischen Garten gehört zu den günstigeren Tea Times in Berlin. Zum Vergleich: Ein Afternoon Tea in der Luxuskategorie – zum Beispiel im Hotel Adlon – kostet pro Person knapp 50 €, hier zahlt man etwas mehr als ein Drittel davon. Dafür bekommt man natürlich nicht das selbe Angebot, sowohl was die Menge als auch die Qualität betrifft.
Alle Zutaten des Afternoon Teas haben mir gut geschmeckt, auch wenn hier keine Dessertkunst wie zum Beispiel in einem 5-Sterne-Haus mit eigener Patisserie zu zu erwarten ist – geht bei diesem Preis ja auch gar nicht. Die Scones waren ziemlich sicher eingefroren und wieder aufgetaut, zumindest ließ die etwas weichere und nicht ganz so mürbe Konsistenz das vermuten. Dafür waren sie aber warm, juhu!
Der Patisserie-Teller war gefüllt mit kleinen Köstlichkeiten aus der höherwertigen Systemgastronomie – die Mini Cubes, Tartelettes und Cupcakes kann man bei Betrieben bestellen, die sich extra darauf spezialisiert haben.
Zum satt werden ist die Etagère für zwei Personen nichts – ein Scone ist meiner persönlichen Meinung nach auch definitiv zu wenig, aber das mag nicht jeder so sehen. Auch bei der Menge an Erdbeermarmelade und Clotted Cream hätte man etwas großzügiger sein können, auf Nachfrage hätte ich aber garantiert Nachschlag bekommen. Der Afternoon Tea ist also eher als ein kleiner Nachmittagssnack zu sehen – unsere Tischnachbarn haben sich danach noch Pasta und Salat gegönnt.
Neben der schönen Umgebung auf der Terrasse mit Blick in den Garten gab es ein weiteres Element, was den Afternoon Tea im Teehaus zu einem positiven Erlebnis gemacht hat: Der Service. Sehr gut gelaunte Kellner, die auch ein wenig „cheeky“ waren. Wer sonst würde sich erlauben, mit ausladenden Torten- und Kuchenkreationen herumzulaufen um diese (erfolgreich!) den Gästen anzupreisen? Afternoon Tea mit Berliner Schnauze im Teehaus im Englischen Garten – kann man definitiv machen!
Afternoon Tea im Teehaus: Informationen
Altonaer Str. 2, 10557 Berlin, wenige Gehminuten vom S-Bahnhof Bellevue entfernt.
Preis: pro Person € 15,50, für zwei Personen € 24,50
Wichtig: Derzeit ist eine Reservierung notwendig, am besten telefonisch unter 030/39480400.
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